SWR2 Wort zum Tag

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Von ihm kennen wir kein einziges Wort. Und doch gehört er zu den bekanntesten Heiligen: Josef von Nazareth. Zu jeder weihnachtlichen Krippe gehört eine Josefsfigur. Maria, Josef, das Kind in der Krippe. Die Evangelien erwähnen ihn, aber überliefern keinen einzigen Satz von ihm. Dabei war Josef sicher nicht stumm, hatte sicher auch seine Meinung zu allem was mit ihm und Maria geschah. Und das war ja nicht gerade alltägllch. Ich wüsste gern was er selbst zu der Situation gesagt, hat in die er sich plötzlich gestellt sah: seine Braut, Maria, wurde schwanger. Sie waren noch nicht verheiratet und noch nicht "zusammengekommen", wie es der Evangelist Matthäus vornehm formuliert. 

Es ist wahrscheinlich, dass Josef zuerst auch den Gedanken im Kopf hatte, der auf der Hand zu liegen schien: Maria musste ihn betrogen haben. Für einen liebenden Menschen wohl mit das Schlimmste, was geschehen kann. Wahrscheinlich war die Hochzeit schon in Planung und jetzt diese Nachricht. Eine Hiobsbotschaft. Josef hätte toben, ausrasten, Maria wild beschimpfen können, aber dies macht er nicht. Er beschließt sich in Stille von Maria zu trennen um sie nicht bloßzustellen, wie es im Evangelium heißt. Seine Liebe ist auch da noch stärker als die Traurigkeit und die Verwundung, die er sicher gespürt hat. Mehr kann er nicht tun. In diese Gedanken erscheint ihm im Traum ein Engel. Engel sind für mich Aussagen von Gott her, die Gestalt angenommen haben. Oder noch einfacher: gute Gedanken Gottes, die wirken. Wenn das so ist dann erfährt Josef durch Gott selbst die Nachricht, die alle seine Sorgen und Zweifel gegenüber Maria ausräumt. Und mehr noch: Gott vertraut ihm etwas an, was sicher sein Begreifen völlig übersteigt: Gott will Mensch werden. Es verschlägt Josef die Sprache könnte man meinen.

Wie immer das auch geschehen sein mag, Josef hat klar reagiert und Maria zu sich genommen. Aber damit waren für ihn alltägliche Probleme und Irritationen sicher nicht vom Tisch.  Leicht wird es nicht gewesen sein. Menschen deren Familien ähnlich konstruiert sind, alleinerziehende Väter oder Mütter, gleichgeschlechtliche Paare die ein Kind adoptieren, können das sicher nachvollziehen. Die Familie von Nazareth war auch damals keine im klassischen Sinne.

Das Schweigen des Josef ist also sehr gefüllt. Für mich ein Symbol für das Staunen über das, was wir gerade an Weihnachten wieder gefeiert haben: dass Gott damals wie heute mit uns sein will - so wir sind - auch mit unseren Ecken und Kanten. Der Name des Kindes in der Krippe bekräftigt es: Immanuel, heißt Gott ist mit uns. Er war es und er bleibt es. Daran glaube ich.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=25628
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