Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Zwischen den Jahren ist nun auch bald vorbei. Morgen ist schon Silvester. Bestimmt haben Sie schon längst geplant, wie das werden soll morgen. Meine Frau und ich ziehen uns für die letzten Stunden immer ganz bewusst zurück. Wir meiden jeden Trubel und haben seit ein paar Jahren ein ganz besonderes Ritual entdeckt.

Unsere Idee:
Wir sammeln das ganze  Jahr über schöne Momente, besondere Augenblicke, Bewegendes und Aufregendes, schreiben kleine Zettel, jeder ganz allein für sich, notieren es mit ein zwei Stichworten, heben etwas auf, ein Eintrittskarte, ein Bon, eine Essensrechnung, eine auf der Garderobe für den anderen hinterlassene Notiz, egal, was auch immer uns im Laufe des Jahres ganz besonders beeindruckt und gefreut hat.

Wir sammeln schöne Erfahrungen, werfen sie in eine Sammelbox, in ein Schatzkästchen und verlieren darüber kein Wort. Und in der letzten Stunde des Jahres dann schütten wir alles auf den Küchentisch, breiten es aus, setzen uns einander gegenüber und ziehen abwechselnd einen Denkzettel nach dem anderen. Und dann lesen wir uns vor, was darauf steht und versuchen alles Mögliche drum und dran zu erinnern, was da gewesen ist.

Da kommen dann Sachen auf den Tisch, von denen wir längst nichts mehr wussten, was inzwischen total verschüttet und vergessen ist:
Szenen, Geschichten, Wohlgefallen, Liebesmüh und Mutprobenzeit, Begegnungszauber und sang-und klangvolles Allerlei, Kinder, Enkel, Familienleben eben, Nachbarn, Freunde, Zittern, Beben, Liebeskummer, was auch immer, Sorgenleid und Sommerkleid, Urlaubsschnipsel, Alltagskram.

Alles nach dem alten biblischen Motto:
Und vergiss nicht, was Gott Dir Gutes getan hat! Nicht auf alles, können wir uns so recht einen Reim machen. Aber das Meiste ist wie Erntedank, zum Niederknien schön und reich und voll und gut. Und so stoßen wir dann an, gottvoll dankbar  für so viel Leben.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=25610
weiterlesen...