Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Was haben die Heiligen Drei Könige, ein türkischer Straßenkehrer, Flüchtlinge aus Afrika, Kölner Hausfrauen und auch ein trauriger Fan vom 1. FC Köln gemeinsam? Sie alle kann man entdecken, wenn man sich im Kölner Dom die Krippe anschaut. Da sind nicht nur die berühmten Hauptfiguren der Weihnachtsgeschichte zu sehen: Maria, Josef und das Kind. Und die ebenfalls bekannten Nebenfiguren: Ochs, Esel, Hirten und Engel. Nein, die Geschichte von der Geburt Jesu im Stall, der Menschwerdung Gottes auf Erden, wird mitten in das pralle Leben von Köln verlegt. Und da gehören eben ganz viele unterschiedliche Leute dazu. Auch in den andern Kölner Krippen – über 120 kann man sich auf dem Kölner Krippenweg in dieser Woche noch anschauen – ist das ein beliebtes Motiv. Man verlegt die Geburt Jesu ins hier und heute. Da tauchen schon mal Tünnes und Schäl auf oder auch der berühmte Köbes, also der Kellner, der in den Kölner Kneipen das Kölsch an die Tische bringt. Immer sind es die einfachen, die kleinen Leute, die dargestellt werden. Die sich abstrampeln müssen, die sehen müssen, wie sie über die Runden kommen. Die nicht mit dem berühmten goldenen Löffel im Mund auf die Welt gekommen sind. Die Honoratioren der Stadt, die an Einfluss und Geld Reichen kommen bei den Kölner Krippen nicht vor. Ist ja auch klar, der Stall von Bethlehem war nun mal keine Villa und Maria und Josef gehörten nicht zu den oberen Zehntausend.

Da geht kein Weg dran vorbei, wenn ich die Geschichte von Weihnachten ernst nehme, dann werde ich Gott zuerst im Obdachlosenheim finden, auf dem Sozialamt, auf den Stehplätzen im Stadion oder einem andern Ort, wo sich die kleinen Leute treffen. Gut, dass mich die Kölner Krippen daran erinnern.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=25590
weiterlesen...