SWR3 Gedanken

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Wenn etwas genormt ist, dann kann uns das das Leben erleichtern. Zum Beispiel beim Papier. Wie groß ein Blatt Papier ist, wissen wir alle. Die Größen DinA4 und DinA5, sind uns allen seit der Grundschule geläufig. Mit und ohne Rand. Auf der anderen Seite erinnert jedes DinA4 Blatt auch an die Effektivität und Grausamkeit des Krieges.

Genaugenommen an den Ersten Weltkrieg. Denn als der tobte, fiel der deutschen Rüstungsindustrie auf, dass es ohne Industriestandards mühsam ist Panzer, Kriegsschiffe und Gewehre herzustellen. Denn, wenn jeder seine eigenen Schrauben herstellt, ist es ganz schön schwierig, wenn mal was kaputt geht. Also gründete man heute vor genau 100 Jahren den „Normenausschuss der deutschen Industrie“ und der legte nach und nach die „Deutsche Industrienorm“ Kurz DIN, fest. 

Was da zur Unterstützung der Kriegsindustrie geboren wurde, normiert bis heute unseren Alltag. Und das macht es uns ja auch ganz oft leichter. Wie eben beim Papier. Aber wehe, ich möchte ein anderes Format haben oder ich weiche von der Norm ab. Dann wird es oft schwierig.

Und das ist nicht nur bei Papier und Schrauben so. Auch Menschen machen die Erfahrung, dass es nicht so leicht ist, wenn man anders ist. Wenn man nicht der Norm entspricht. Und da merke ich: Was bei Papier und Schrauben gut und richtig ist, ist auf den Menschen übertragen schlimm. Und ich frage mich: Was wäre wohl gewesen, wenn sie vor 100 Jahren keine Industrienorm erfunden hätten? Vielleicht hätte ja die Kriegsindustrie nie diese grausame Effektivität entwickelt? Auf jeden Fall hätten lernen müssen mit der Vielfalt zu leben. Und vielleicht würde es uns dann auch leichter fallen darin ein Geschenk zu sehen.      

https://www.kirche-im-swr.de/?m=25556
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