SWR2 Wort zum Tag

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Das ist eine Geschichte darüber, was trägt im Leben. Und sie spielt zurzeit Jesu. Jesus hat die ersten Auftritte hinter sich und ist sehr populär in Galiläa. Die Menschen möchten ihn einfach sehen und hören. Er sorgt überall für volle Hütten.

Heute predigt er in einem Privathaus. Die Menschen drängen sich bis vor die Tür auf die Straße. Schlechte Karten für den gelähmten Elias – da kommt er nicht rein. Aber es war eh nicht seine Idee, hierher zu kommen. Seine vier besten Kumpels wollten es so. Und die lassen auch nicht locker. Sie tragen Elias auf einer Trage und steuern jetzt den Hinterhof an. Von dort führt ein Treppchen rauf auf die Dachterrasse. Die Zielstrebigkeit der vier macht Elias fast ein bisschen Angst. Jetzt fangen sie auch noch an, das Dach abzudecken und die Decke durchzuschlagen.

Von unten schauen sie schon böse, aber ein bisschen gespannt sind sie auch: was das wohl wird? Und plötzlich wird durch das Loch in der Decke eine Trage an vier Seilen runtergelassen. Das ist doch der gelähmte Elias, der da drauf liegt. Er landet ziemlich direkt vor Jesu Füßen. Und der ist tief beeindruckt vom Glauben der vier Freunde da oben.

Das ist eine Geschichte darüber, worauf ich im Leben bauen kann, auf was ich mich verlassen kann: Der Glauben, meine Familie oder meine Freunde. Für Elias ist klar wer ihn trägt: Das sind seine vier Freunde. Die gehen mit ihm durch Dick und Dünn und sogar durch eine Decke.

Aber es kommt auch der Punkt, wo die besten Freunde nichts mehr helfen. Wo ich alleine weiter muss. Klassenzimmer oder Schulhof zum Beispiel, wo Eltern nichts mehr zu suchen haben. Die Führerscheinprüfung, das lange aufgeschobene Konfliktgespräch mit meiner Frau. An diesen Punkten ist es zwar gut zu wissen, dass dich etwas trägt, aber durch muss man da alleine.

Vielleicht ahnt Jesus, dass für den gelähmten Elias, der auf der Decke vor ihm liegt, jetzt so ein Punkt erreicht ist. Er sagt zu ihm „Steh auf, nimm deine Trage und geh nach Hause!“ Jesus verordnet ihm, dass er seine Trage – also sein Schicksal – ab sofort selbst in die Hand nehmen muss. Und tatsächlich: Elias steht auf, nimmt seine Trage und marschiert durch die fassungslose Menge davon.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=25532
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