SWR3 Gedanken

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„Zuerst freue ich mich jetzt auf Weihnachten, und dann freu ich mich auf …“. Es kamen noch einige Dinge, worauf sich die junge Frau freut. Die Unterhaltung mit ihrer Freundin im Zug habe ich ungewollt mit angehört. Mich hat das irgendwie angerührt, denn Vorfreude ist was Tolles. Wenn jemand sich Wochen oder Monate lang auf etwas freuen kann.

Ich kannte die beiden nicht. Aber die aufgeschnappte Unterhaltung hat mich nachdenklich gemacht. Ich hab mich dann selber gefragt: Mal ehrlich, worauf freue ich mich eigentlich und da ist mir spontan erst mal nichts eingefallen. Meinen Arbeitstag hatte ich an diesem Morgen im Kopf, habe überlegt, wie ich dieses und jenes organisiere. Mit wem ich noch telefonieren, was ich heute alles erledigen muss. Aber freue ich mich heute Morgen auch auf etwas?

Auf dem Weg zum Büro hat mich das noch weiter beschäftigt. Als Kirchenleute reden wir schließlich oft von der Freude, nur meistens nicht von unserer eigenen. Mir ist dann klarer geworden, dass es dabei gar nicht um den großen Event im Leben oder den nächsten Karibikurlaub gehen muss. Freuen kann ich mich ja auf ganz kleine, alltägliche Dinge. Auf die paar Minuten in der Mittagspause, in denen ich nicht an die Arbeit denke. In denen ich vielmehr die Strahlen der Wintersonne im Gesicht genieße, auch wenn es draußen kalt ist. Auf ein Glas Rotwein heute Abend, wenn alle Tagesarbeit erledigt ist. Oder auf das Konzert am Wochenende, für das ich schon länger Karten besorgt habe. Eigentlich gar nicht so schwer, da was zu finden. Und wenn ich mir schon am Morgen überlege, worauf ich mich heute freue, dann bekommt so ein Tag manchmal eine ganz andere Farbe.

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