Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

In keiner Zeit des Jahres bin ich meiner Kindheit so nah, wie jetzt im Advent. Wenn ich morgens warm eingepackt das Haus verlasse. Wenn ich wieder nach Hause komme und den Duft von Kerzen und Zimt in die Nase bekomme. Und wenn ich die ersten noch warmen Plätzchen vom Blech nasche. Nichts schmeckt mehr nach Kindheit, als vom Blech geklaute Plätzchen: Buttrig und Süß.

Die Erinnerung an früher hängt oft an Gerüchen und Geschmäckern. Omas Gugelhupf, Mamas Bolognese, Brausepulver auf der Hand. Dass wir uns jetzt im Advent von so vielen Gerüchen und Geschmäckern betören lassen, ist nicht zufällig.

Denn der Advent will uns darauf einstimmen, dass Gott in die Welt kommt. Und Gott zeigt sich nicht nur als Idee oder Gedanke. Wenn ich Gott begegne, ist das auch ein Geschmackserlebnis. Und das trifft uns ganz mit Haut und Haaren. Gott kommt ja auch als Mensch in die Welt. Mit Haut und Haaren und mit Lebensfreude. Als Kind in der Krippe. Und später als Mann, der gerne gegessen und getrunken hat.

Mit Gaumenfreuden erinnert er uns daran, dass er es gut mit uns meint. Auch dann, wenn wir das als Kinder nicht so erlebt haben. Deshalb laden wir in unseren Kirchen das ganze Jahr über ein zum Abendmahl. Und wir tun es mit Worten aus dem 34. Psalm. „Schmecket und sehet, wie freundlich unser Gott ist.“ Über den Geschmack können wir Gottes Nähe erfahren. Beim Abendmahl im Geschmack von Brot und Wein oder Traubensaft. Im Advent aber auch im Geschmack von Plätzchen und Weihnachtspunsch. Gott lädt uns alle ein, die Großen und die Kleinen, die Alten und die Jungen. Jetzt ist die Zeit, mit allen Sinnen Gottes Zuneigung zu genießen. Gott selbst wird zum Kind, damit wir uns wie die Kinder freuen können.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=25494
weiterlesen...