Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Ich mache den Schalter an. Und die Lichterketten, die wir am letzten Wochenende bei uns an den Fenstern im Treppenhaus angebracht haben, sie leuchten auf. Endlich wieder Licht, denke ich.

Für uns gehören die Lichter zur Advents- und Weihnachtszeit. Und es ist schön, wenn ich durch die Straße gehe und sehe, dass in vielen anderen Häusern hier und dort Lichter in den Fenstern stehen.

Aber für mich ist es mehr als nur schön. Es ist ein Zeichen, wie mit der Dunkelheit umgegangen wird. Klar: Dunkelheit, das ist kein Problem heute. Von Lichtverschmutzung ist sogar die Rede. Flackerndes Reklamelicht. Scheinwerfer von Autos, Straßenbeleuchtung, Flugzeuglichter am Himmel.

Und trotzdem finde ich das Symbol vom Licht stark. Abends nach Hause zu kommen und die erleuchteten Fenster zu sehen. Das wärmt mir das Herz. Ich weiß, wo ich hingehöre, ich freue mich auf Gespräche und einen warmen Tee. Ich bin froh, dass ich ein Dach über dem Kopf habe. Das Licht an unserem Haus steht für all das.

Ganz ähnlich empfinde ich es, wenn es um das Dunkle in meinem Leben geht. Wenn ich traurig bin, wenn ich erschöpft oder frustriert bin. Auch das kommt schließlich vor. Wenn nicht alles läuft, ich einen Menschen verliere, krank werde. Aber auch hier kann mir ein Licht aufgehen. Ein Licht, das ist eine Auszeit, ein paar Minuten Ruhe. Ein Licht, das ist ein Film, der mich lachen lässt. Ein Licht, das ist ein Gespräch. Wenn ich mit anderen über das rede, was mich bedrückt. Ein Licht: Ich gehe raus, an die frische Luft, atme tief durch.

Und ich erfahre auch: Manchmal tut es einfach gut, wenn andere erkennen, dass es bei mir nicht nur Licht, sondern auch Schatten gibt. Und dass mir andere Menschen dann zum Licht werden.

Die Lichterketten in unseren Fenstern erinnern mich an all das: Dass es Menschen gibt, die meine Seele hell machen können – und dass ich auch für sie Licht sein kann.

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