SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Angestrengt beißt er die Zähne zusammen. Der Kiefer tut ihm weh vom vielen Zähneknirschen. Er kann es immer noch nicht fassen. Ein Kind. In nur wenigen Wochen wird seine Verlobte ein Kind bekommen. Und er ist sich sicher: „Ich bin nicht der Vater des Kindes!“ Er weiß nicht, was er fühlen soll. Im Kopf, im Herzen fühlt er nichts. Ihm ist eher schlecht, speiübel. Wenn er an seine Verlobte denkt.

Klar, er ist nicht mehr der Jüngste. Kann von Glück reden, dass er mit seinem bescheidenen Aussehen, seinem bescheidenen Leben noch eine Frau gefunden hat... Und auch wenn er nie viel gehabt hat, eines ist ihm immer geblieben: Sein Wort. Ein Mann, ein Wort, hat er immer gesagt. Immer ist er zu dem gestanden, was er mal zugesagt hat. Aber jetzt? Soll er sie immer noch heiraten? Hat sie ihn nicht für dumm verkauft? Mit einem anderen Betrogen?

Sollte er nicht weglaufen? Sie nie wieder sehen? Aus und vorbei? Sicher, sie hat ihm gesagt, dass es für sie keinen anderen Mann gegeben hat. Aber wer soll ihr das denn glauben? Aber kann er sich darauf verlassen? Kann er ihr glauben? Für die Familien ist es auf jeden Fall ein Skandal.

Und trotzdem: Irgendwie liebt er sie noch immer. Du alter Narr! Sagt er sich. Von wegen „Wunderkind, Friedensbringer“ wie Maria zu ihm gesagt hat. Immanuel soll er das Kind nennen. Was ja heißt: Gott ist mit uns. Gott mit uns? Wirklich? Josef weiß es nicht. Er kann nur warten. Bis sich die Dinge klären. Und hoffen. Dass sich alles zum Guten wendet. Dass es tatsächlich ein Immanuel wird, dieses Kind. Sein Kind. Gott mit uns. Ein Mann, ein Wort.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=25481
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