SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Als Kind bin ich vor Aufregung fast gestorben, wenn der Nikolaus kam. Als ich älter wurde kam der Nikolaus dann nicht mehr persönlich bei mir vorbei. Dafür füllte er mir meine Stiefel, die ich abends vor meine Zimmertür gestellt hatte. Doch ganz egal, auf welche Weise mich der Nikolaus besuchte, das Wichtigste waren für mich natürlich immer die Geschenke, die er mitbrachte. Das war jedes Mal schon ein kleiner Vorgeschmack auf Weihnachten.

Geschenke sind wichtig. Nicht nur für Kinder. Ich bekomme auch als Erwachsener gerne mal was geschenkt und ich finde es toll, wenn sich jemand über ein Geschenk freut, das ich für ihn ausgesucht habe. Ich habe gelernt, dass Geschenke eine „Sprache der Liebe“ sind. Sie sind eine Art, jemandem zu zeigen, dass man ihn mag. Jedenfalls dann, wenn sie von Herzen kommen.

Nicht nur von anderen Menschen bekomme ich Geschenke. Auch von Gott werde ich beschenkt. In der Bibel lese ich im Jakobusbrief: „Jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk kommt vom oben, vom Vater im Himmel“ (Jak. 1,17)

Wenn ich darüber nachdenke, dann fällt mir tatsächlich einiges ein, womit ich von Gott beschenkt bin: Jeden Morgen bekomme ich einen neuen Tag geschenkt und die nötige Kraft, ihn zu bestehen. Ich habe eine Familie und Freunde. Ich habe ein Dach überm Kopf und mehr als genug zum Leben. Ich freue mich über schöne Musik, gute Bücher, leckerem Essen und an der Natur. Und manchmal erlebe ich, wie ich in einer Situation bewahrt werde. Oder wie sich bei einem Problem auf einmal eine Lösung finden lässt. Das ist alles gar nicht selbstverständlich, sondern ein Geschenk.

Nur, dass ich das manchmal nicht sehen kann, weil ich viel zu oft auf das schaue, was ich nicht habe. Ich vergleiche mich dann mit anderen und denke dabei: Denen geht es viel besser als mir. Oder ich blicke auf meine Sorgen und male mir vor Augen, was noch alles Schlimmes in meinem Leben passieren könnte. Das verstellt mir dann den Blick für das Gute, das ich geschenkt bekommen habe.

Heute am Nikolaustag will ich nicht auf das sehen, was mir fehlt oder mir Sorgen macht. Ich will mich an den Geschenken freuen, die ich von Menschen bekomme und die Gott mir jeden Tag macht. Für mich sind das Zeichen von Liebe.

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