SWR4 Abendgedanken

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Warten-müssen macht mich ganz verrückt. Vor ein paar Tagen zum Beispiel an der Kasse im Supermarkt. Ich hatte nur ein paar wenige Einkäufe in der Hand, zwei Jogurt, ein Salat, eine Tafel Schokolade. Aber schon von weitem habe ich gesehen, dass sich an den zwei offenen Kassen lange Schlangen gebildet hatten. Innerlich hab ich aufgestöhnt und abgeschätzt: An welcher Kasse geht es am Schnellsten voran? Da hab ich mich dann angestellt. Bis die Kassiererin plötzlich aufgestanden ist um irgendetwas mit dem Marktleiter zu klären. Ich wurde nervös und hab die Kasse gewechselt, was es auch nicht schneller machte.

Was ist da los mit mir? Warum fällt mir das geduldige Warten so schwer? Ich glaube, das hat bei mir etwas mit Hilflosigkeit zu tun. In einer Kassenschlange fühle ich mich hilflos, weil ich gar nichts dafür tun kann, dass es schneller vorangeht. Ich kann noch so nervös von einem Fuß auf den anderen treten oder meine Einkäufe möglichst schnell auf das Kassenband legen – es hilft nichts, ich muss warten, bis die anderen vor mir bezahlt haben und ich an der Reihe bin. Ich hasse es, so ausgeliefert zu sein.

Für Menschen wie mich hat Jesus wohl einmal die Geschichte von der wachsenden Saat erzählt. Jesus erzählt, dass ein Bauer auf sein Feld geht, den Boden umpflügt, die Weizenkörner ausstreut und dann – nichts tut. Tagelang tut der Bauer nichts. Er kann auch gar nichts tun, außer warten, denn aus den Samenkörnern wächst von ganz allein die Pflanze hervor, und die braucht für das Wachstum ihre Zeit. Der Bauer muss abwarten, bis es soweit ist. Erst nach langem Warten freut er sich über die Ernte. (Mk 4,26-29)

Die Geschichte von Jesus macht mir auch deutlich: Warten gehört einfach zum Leben dazu. Auf manche Dinge habe ich keinen Einfluss. Das will ich akzeptieren und ein wenig mehr Geduld lernen. Nicht nur an der Kasse im Supermarkt, sondern auch bei anderen Dingen in meinem Leben. Dass meine Kinder erwachsen und selbstständig werden. Dass sie einmal einen liebevollen Partner finden und einen Beruf, der ihnen Freude macht. Dass ich selbst gesund bleibe. Es gibt so vieles, was ich nur wenig beeinflussen kann. Doch wenn ich vertraue, dass diese Dinge in Gottes Hand liegen, dann kann ich gelassener damit umgehen und das Warten fällt mir leichter. Er wird es gut machen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=25464
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