SWR2 Wort zum Tag

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Ein kleiner Schokoladengruß auf der Fußmatte im Treppenhaus, eine Süßigkeit im Postfach im Büro – vielleicht erwartet auch Sie heute am Nikolaustag ein kleines Geschenk.
Den Nikolaustag habe ich schon als Kind immer besonders gemocht – obwohl es ja eigentlich die „richtigen“ Geschenke erst an Weihnachten gab. Auch heute geht es mir noch so – und ich habe mir überlegt, was mir am Nikolaustag eigentlich so gut gefällt.

Ich glaube, es ist die besondere Art des Schenkens, die mir sympathisch ist: Als Kind fand ich es natürlich besonders spannend, dass der Nikolaus heimlich, über Nacht kommt. Natürlich wusste ich bald, dass es die Eltern sind, die den Stiefel füllen – und trotzdem blieb es etwas Besonderes, morgens die kleinen Gaben zu finden. Auch heute gefällt mir das: Etwas zu bekommen, ohne dass ich genau weiß, von wem es ist – und etwas zu schenken, ohne mich zu erkennen zu geben. So wie der Heilige Nikolaus von Myra, der einer verarmten Familie mit einer Geldspende half, sich als Wohltäter aber nicht zu erkennen gab. So war ganz klar: Er erwartete keinerlei Gegengabe, nicht einmal einen Dank.

Das zweite, was mir an den Nikolausgeschenken gefällt, ist das Überraschende, die unerwartete kleine Geste. Sich an Weihnachten gegenseitig zu beschenken, ist so zur Gewohnheit geworden, dass es manche inzwischen fast als lästige Pflicht empfinden. Nikolausgaben dagegen sind – zumindest unter Erwachsenen – eigentlich nicht zu erwarten. Umso mehr freue ich mich darüber.

Und noch etwas Drittes gefällt mir am Nikolaustag: Dass es oft Kleinigkeiten sind, die einem den Tag versüßen. Da besteht keine Gefahr, sich mit der Größe und dem Preis des Geschenkten zu überbieten.

Die kleinen Aufmerksamkeiten, die mir unverhofft zeigen, dass jemand an mich denkt. Jemand anderen mit einer Kleinigkeit überraschen, der gerade eine Aufmunterung gebrauchen kann – ohne, dass er es erwartet, und vielleicht sogar ohne, dass er weiß, dass es von mir kommt. Das ist es, was mir am Nikolaustag besonders Freude macht.

Vielleicht gelingt mir das ja auch an Weihnachten: So zu schenken, dass ich andere damit überraschen kann. Die richtigen Kleinigkeiten auszusuchen, statt Geld auszugeben für Dinge, die dann doch nicht gebraucht werden. Und vor allem: Auch die im Blick zu behalten, die kein Geschenk von mir erwarten – und sich deshalb oft besonders freuen.
Heute aber freue ich mich, dass Nikolaustag ist – und bin gespannt, ob jemand auch mich überrascht.

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