SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Die letzte Woche im Jahr hat begonnen – zumindest in den Kirchen. Denn das Kirchenjahr tickt anders als das Jahr auf meinem Küchenkalender. Es beginnt im Advent und endet in der letzten Novemberwoche. Eingeläutet wurde diese letzte Woche gestern durch einen besonderen Sonntag. In der Evangelischen Kirche feierte man den Totensonntag oder auch Ewigkeitssonntag genannt und in der katholischen Kirche das Christkönigsfest. Die Evangelischen Christen gedachten ihrer Toten. Das, was die Katholiken an Allerheiligen und Allerseelen am Anfang des Novembers gemacht haben. Eine eher stillere Angelegenheit. In den katholischen Kirchen ging es gestern hingegen lauter zu. Denn voller Inbrunst sang man: „Christus Sieger, Christus Herrscher, Christus König aller Zeit.“ In der einen Kirche Trauer, man gedenkt der Toten. Und in der anderen lauter Triumphgesang. Das scheint sich zu widersprechen. Aber der Schein trügt, denn beides gehört zusammen. Nicht um sonst heißt der Totensonntag in der evangelischen Kirche auch der Ewigkeitssonntag. Damit wird angedeutet, dass die Trauer um die Toten sich mit der Hoffnung verbindet, dass es eine Ewigkeit gibt. Etwas, was Bestand hat auch über den Tod hinaus. Ein Ort, wo Himmel und Erde zu einander finden, wo sich die Lebenden und die Verstorben treffen. Ich weiß, dass das manchmal schwer zu glauben ist. Mein Glaube daran ist oft nur eine schwache Hoffnung. Eine Hoffnung, die heißt: Der Tod hat nicht das letzte Wort, mit ihm ist nicht alles vorbei. Und diese Hoffnung beruht auf dem Glauben an Jesus Christus als dem Auferstandenen. Als dem, der den Tod endgültig besiegt hat. Und deshalb passt es durchaus zusammen, wenn die einen ihrer Toten gedenken und die andern singen: „Christus Sieger, Christus Herrscher, Christus König aller Zeit.“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=25431
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