SWR2 Wort zum Tag

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Mit manchen Heiligen kann ich wenig anfangen. Entweder waren sie so überirdisch fromm, dass sie kaum als Menschen mit Fleisch und Blut auf mich wirken. Oder die Legenden über ihr Leben sind so überzogen märchenhaft verfasst, dass der Verstand ein Veto einlegt. Aber dann gibt es die Gestalten, die wie Brücken sind. Zwischen ihrer Welt und meiner Welt. Das fängt schon mit ihren - in Anführungszeichen - „Fachgebieten“ an. Bei uns Katholiken ist ein Heiliger immer für etwas „zuständig“.

Petrus bekanntermaßen für das Wetter. Das hat natürlich bisweilen auch irrationale Züge, aber heiter-sympathische. Zum Beispiel wenn bei uns in Trier der Oberbürgermeister der Petrusfigur auf dem Hauptmarkt einen Blumenstrauß überreicht. Zum Start des Altstadtfestes, das natürlich ein super Wetter braucht.

Josef, der Zimmermann aus Nazareth ist logischerweise für die Handwerker zuständig, und bei Halsschmerzen und anderen Krankheiten ruft man den Heiligen Blasius um Hilfe an. Rund um die Uhr beschäftigt ist der Hl. Antonius. Er war Prediger in Padua. Er tritt in Aktion wenn man etwas verloren hat. Jedenfalls bittet man ihn darum. Und das nicht selten. Mir geht es jedenfalls so. Ich hab ein Abo bei ihm. Wenn ich etwas suche, was ich verlegt habe oder etwas vermisse dann kommt es natürlich auf mich an mich anzustrengen um es wiederzufinden. Aber so ein kleines Stoßgebet zum Hl. Antonius kann doch nichts schaden. Und wenn es nur meine Nerven beim Suchen etwas beruhigt.

So bete ich dann zum Beispiel:

„Ich weiß, ich bin’s schon wieder, heiliger Antonius. Nein, diesmal sind’s nicht die Schlüssel, auch nicht die Brille, auch nicht das Handy. Das hatten wir alles schon. Du musst zugeben, ich biete Dir immer was Neues. Diesmal suche ich den Ring aus Jerusalem, kein wertvolles Teil, aber mir ist er unendlich kostbar, mit vielen Erinnerungen verbunden. Mir ist, als hörte ich Dein genervtes Seufzen“. Und dann bete ich weiter: „Du hast ja recht, im Verlieren und Verlegen von Dingen bin ich unschlagbar. Aber bitte, nur noch einmal, heiliger Antonius, Held aller Schlamper, aller Vergesslichen, aller Zerstreuten,  zeige mir die Richtung und lass mich wiederfinden, was jetzt verloren scheint. Nur noch einmal, bitte, es ist bestimmt das letzte Mal, bestimmt. Aber ... versprechen kann ich es nicht. Amen.“

Wie ich mich kenne werde ich so ähnlich noch öfter beten. Mit Augenzwinkern. Diese Leichtigkeit gehört für mich zum Glauben dazu. Nicht immer. Aber immer wieder gerne.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=25429
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