SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Mit Mikrophon und Lautsprecher hab’ ich so meine Probleme. Nicht hier im Rundfunk. Da kümmern sich erfahrene Profis um den besten Ton. Probleme gibt es in manchen Gottesdiensten. Jede größere Kirche hat zwar ihre eigene Mikrophonanlage, aber natürlich keinen eigenen Tontechniker. Also keine Kontrolle wenn man zu laut oder zu leise spricht. Dann kann es vorkommen, dass man nach einem Gottesdienst zu hören bekommt: „Das war ja sehr schön heute. Man hat Sie nur nicht verstanden.“ Dann könnte ich immer die Wand hoch gehen. Da hat man lange über seiner Ansprache gebrütet, hat an Formulierungen gefeilt und dann das. Akustisches Scheitern.

Ein einziges Mal habe ich erlebt, dass jemand rechtzeitig die Notbremse gezogen hat. Während einer Predigt kommt eine ältere Dame aus einer der letzen Reihen in aller Ruhe durch den Mittelgang nach vorne, unterbricht mich in meiner Rede und sagt sehr freundlich: “Bitte reden Sie doch etwas lauter. Man versteht Sie leider sehr schlecht.“ Hab ich dann auch sofort gemacht. Ich hätte die Dame küssen können. Endlich hatte mal jemand den Mut das laut zu sagen, was wohl die meisten dachten, aber sich nicht trauten.

Sagen was man denkt ist nicht immer leicht. Gerade wenn Kritik angesagt ist. Aber besser gerade heraus als die Faust in der Tasche zu machen. Oder über alles zu sprechen nur nicht über das was jetzt wirklich angesagt wäre. Auch wenn es vielleicht unbequem ist. Das was zu sagen ist dann aber an anderer Stelle herauszulassen, bei anderen, ist natürlich ganz heftig. „Er ist nicht vorne wie hinten“, so eine Redeweise. Meint, er sagt nicht was er wirklich denkt.

Natürlich gibt es Situationen in denen es wichtiger ist diplomatisch und zurückhaltend zu sein als gleich mit der Tür ins Haus zu fallen. Ich habe mal jemandem zum Geburtstag ein Bild geschenkt was mir sehr gut gefiel. Dem Beschenkten aber nicht - was er spontan vor allen Leuten deutlich gesagt hat und mich wie einen begossenen Pudel hat aussehen lassen. Da wäre es mir lieber gewesen er hätte mir das später unter vier Augen gesagt.

Alles hat seine Zeit und seinen passenden Ort. In seinem Gebet um die „Kunst der kleinen Schritte“ bittet der Dichter Antoine de Saint-Exupéry Gott: „Schick mir im rechten Augenblick jemand, der den Mut hat, mir die Wahrheit in Liebe zu sagen. Die Wahrheit sagt man nicht sich selbst, sie wird einem gesagt“. Das schreibt Exupéry, das wünsch ich mir auch und hoffe das selbst auch immer mal wieder zu schaffen. In kleinen Schritten

https://www.kirche-im-swr.de/?m=25428
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