SWR2 Wort zum Tag

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Raketen gab es nicht, auch keinen Schampus. Trotzdem war gestern Silvester. Kirchlich gesehen. Der letzte Sonntag im alten Kirchenjahr. Der erste Advent ist startbereit und mit ihm das neue Kirchenjahr. In der katholischen Kirche wurde der gestrige Tag als Christkönigssonntag gefeiert.

Als Papst Pius XI das Fest 1925 einführte war es eine klare Zeitansage. Er hat damit auf die Schrecken des Ersten Weltkrieges und seine Folgen reagiert, geantwortet auf das Ende der großen herrschenden Monarchien - wie bei uns das des Kaisertums. Das Fest sollte deutlich machen: für Christen gibt es nur einen wahren König und der heißt Jesus Christus.  Ein König ohne Pomp und Hofstaat, ohne Kabinett und Militär, ohne Fahne und Wappen. Das Evangelium erklärt, dieses andere König-Sein Jesu. Zu seiner Zeit hatte Jesus manche Hoffnungen enttäuscht. Viele hatten gehofft er wäre der lange ersehnte Retter, der die verhassten Römer mit Gewalt vertreiben würde. Um ein neues Königtum aufzurichten. Nach seiner Verhaftung fragt ihn der der römische Statthalter Pontius Pilatus genau danach. Ob er ein König sei, will er wissen. Jesus antwortet mit einem klaren Ja, fügt aber hinzu: „Nicht von dieser Welt.“ Die Menschenmenge verspottet und verhöhnt ihn dafür. Sie legen ihm einen alten roten Mantel um, setzen ihm eine Dornenkrone auf, machen ihn so lächerlich und kreuzigen ihn - aber: vernichten ihn nicht. Denn mit Ostern hatte keiner gerechnet. Dadurch dass Jesus auferstanden ist hat er den Tod besiegt. Und dadurch ist seine Botschaft eine frohe und lebensbejahende. Die Auferstehung ist der endgültige Sieg Jesu über den Tod; und der Sieg seiner frohen und lebensbejahenden Botschaft. Jesus ist ein unsterblicher König mit einem so ganz anderen Regierungsprogramm. Ein Programm, das nicht unterdrückt sondern erwartet, dass man sich gegenseitig achtet, sich einsetzt für Gerechtigkeit, seinen Nächsten liebt. Ein Programm, das das eigene Leben unterstützt, hier und jetzt. Ein Programm mit einer Perspektive über den Tod hinaus. Der Christkönigssonntag bekennt sich zu dieser menschenfreundlichen, göttlichen Königsherrschaft.

In der Zeit der Nazidiktatur war dieser Sonntag für die organisierte katholische Jugend ein besonderer Tag. Bekenntnissonntag nannten sie ihn. Mit der Christkönigsverehrung haben sie geantwortet auf den Führerkult der Nazis. Sie haben eigene Fahnen und eigene Uniformen getragen, mit eigenen Prozessionen haben sie sich zu Jesus Christus bekannt. Für viele mit schrecklichen Folgen. Antrieb für sie war, was Jesus Pilatus geantwortet hat: „Ich bin dazu geboren und in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis ablege. Jeder der aus der Wahrheit ist hört auf meine Stimme.“ Diese Stimme ist nicht verstummt. Ich hoffe, dass sie auch in unserer Zeit gehört wird. Und nicht erst dann, wenn es mal wieder zu spät ist.

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