SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Wir stehen vor einer großen Glastür im Museum und wollen raus. In dem Moment drückt eine ältere Dame von außen auf den elektrischen Türöffner. Die Tür schwingt auf. Und weil wir direkt davor stehen, gehen wir raus bevor die alte Dame rein kann. Daraufhin brummt sie schlecht gelaunt: „Die Tür hab ich für mich aufgemacht!“

Ich bin so perplex, das ich gar nichts darauf sagen kann.

Ich hab mich geärgert; und die ganze Heimfahrt überlegt, warum. Weil ich nicht ordentlich reagieren konnte. Ich konnte in der kurzen Zeit nicht zeigen, dass ich eigentlich ganz nett und freundlich bin. Und mich sicher nicht durch irgendwelche Türen vordrängeln will.

Ich glaube dieses ohnmächtig sein hat mich so genervt. Obwohl ich sofort wusste, dass die Frau ungerecht war, konnte ich nichts tun.
Ohnmächtig sein ist für mich fast nicht auszuhalten. Und die Sache an der Museumstür ist ja eigentlich Kleinkram. Wie muss es dann erst Menschen gehen, die unterdrückt und gedemütigt werden?

Ich als Mensch bin ganz sicher nicht auf der Welt um ohnmächtig zu sein. Im Gegenteil, ich soll mächtig sein. Das heißt: ich soll die Macht, die ich persönlich habe, so einsetzen, dass sie mir und allen um mich herum gut tut. Ich soll mich entfalten, das Beste aus mir und meinem Leben machen. Ich soll sagen können, was ich denke, mich von Zwang befreien und tun, was ich für richtig halte.

Das ist alles gar nicht so einfach. Und es kann natürlich sein: wenn ich wieder in so eine Situation wie an der Museumstür komme, kann ich vielleicht wieder nichts sagen. Aber ich kann mir selbst sagen, dass ich im besten Sinne mächtig bin. Nämlich so zu sein, wie ich bin.
Jesus hat sich genau dafür stark gemacht. Er hat Leute, die ausgegrenzt, allein oder unterdrückt - also ohnmächtig - gewesen sind, in den Mittelpunkt gestellt. Und ihnen damit ihre Macht wiedergegeben.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=25426
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