SWR3 Gedanken

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„Schau mir in die Augen, Kleines!“ Wie wichtig dieser Satz ist, fällt mir in meinem Alltag im Moment extrem auf.

Ich hab zwei kleine Kinder und gerade wieder angefangen zu arbeiten. Alles muss neu strukturiert und organisiert werden. Es gibt Tage, da stelle ich abends fest, dass ich heute weder meinen Kindern, noch meinem Mann bewusst in die Augen geschaut habe.

Ich bringe die Kids in den Kindergarten, sag schnell Tschüss und weiter geht’s. Ich räume die Spülmaschine ein und nebenbei erzählt die Große von ihrem Tag. Mein Mann will wissen, wie der Termin war und ich erzähle es nebenher. Das funktioniert tatsächlich alles ohne einen bewussten Blick.

Schrecklich finde ich das. Mir ist es wichtig, Blickkontakt zu haben. Ich suche ihn richtig. Und bin immer verwundert, wenn mir Leute im Gespräch nicht in die Augen gucken. Es ärgert mich, dass ich selbst dazu auch manchmal nicht in der Lage bin, nicht mal bei meinen Liebsten.

Eine meiner Lieblingsstellen in der Bibel ist die Schöpfungserzählung ganz am Anfang. Da ist mir das mit dem Blickkontakt erst richtig klar geworden. Gott macht die Erde, die Pflanzen, Tiere und was alles dazugehört. Nach jedem Tag schaut er sich an, was er gemacht hat: Und er sieht, dass es gut war. Zu guter Letzt kommt der Mensch dazu. Auch den guckt Gott sich genau an und dann steht da: es war sehr gut!

Ich glaube, dass wir Menschen das brauchen, vielleicht sogar darauf angewiesen sind: angeschaut werden. Um zu verstehen, dass wir gesehen werden.

Mein Mann zum Beispiel braucht mich bloß anzuschauen und er weiß, wie es mir geht. Bei meinen Schwestern ist das auch so. Ich find das immer erstaunlich und bin so erleichtert, dass ich gesehen werde.

Dass Gott mich und meine Familie sieht, davon bin ich fest überzeugt. Jetzt muss ich meine Augen für sie wieder auf machen. Egal, was gerade ansteht. „Schau mir in die Augen, Kleines!“ gerade im Alltag.

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