SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Barmherzigkeit – kostet auch richtig Geld. In der bekannten Geschichte vom „Barmherzigen Samariter“ hilft der einem auf, den er schwer verletzt am Weg liegen sieht - ausgeraubt und zusammengeschlagen von Verbrechern. Es heißt: Er verbindet die Wunden – gießt Wein und Öl darauf – hebt den Schwerverletzten auf sein Tier und bringt ihn in eine Herberge. Er pflegt ihn, er sorgt für ihn. Könnte ich das?

Meine Erste-Hilfe- und Pflegekenntnisse sind minimal. Einen Krankenwagen – die Samariter zB – den könnte ich rufen. Und noch etwas könnte ich. Es heißt in der Bibel nämlich weiter:
Am nächsten Tag zog er zwei Denare heraus, gab sie dem Wirt der Herberge und sprach: Pflege ihn; und wenn du mehr ausgibst, will ich dir's bezahlen, wenn ich wiederkomme. (Lk 10,35)

Zwei Denare vorneweg. Das ist so etwas wie eine Anzahlung. Und das ist gar nicht wenig. Zwei Denare – das ist für einen Arbeiter in biblischer Zeit ein zweifacher, sehr guter Tageslohn. Und der Samariter stellt – ehe er weiterzieht - beim Abschied in Aussicht: Wenn du mehr aufwenden musst – ich zahle es dir.
Was fast beiläufig am Schluss dieser Geschichte von Jesus erzählt wird, hat - so finde ich - eine besondere Pointe für unsere Zeit:

Pflege braucht Menschen – die das können – und genug Geld, damit sie diese so wichtige Aufgabe leisten können. Die elementare Unterstützung für Kranke und Bedürftige darf nicht am Geld scheitern: Ja:  „wenn du mehr ausgibst, will ich dir's bezahlen, wenn ich wiederkomme.“

Gott sei Dank gibt es in unseren Kliniken und Pflegeheimen viele Menschen, die mit Herzblut und gut ausgebildet diesen Beruf ausüben. Nur erfahre ich immer öfter von Berufsanfängern, von Erfahrenen und von solchen am Ende ihres Berufslebens: „Die Belastungen haben dermaßen zugenommen – wir sind zu wenige – wir können nicht mehr. Es braucht mehr Pflegende. Gut ausgebildete.“

Ich wünsche mir, dass dieser Beruf – diese Zuwendung zum Kranken und Pflegebedürftigen nicht nur als Kostenfaktor angesehen wird. Heute geht es darum, das Pflegende gut ausgebildet und anständig bezahlt diesen Beruf ausüben können, ohne dass sie kollabieren. Darum braucht es dringend  mehr Samariter - mehr Pflegende in den Herbergen – in den Krankenhäusern und Pflegeheimen.
Wie gesagt: Pflegen kann ich nicht. Aber Geld – Beiträge zahlen – beitragen – mittragen – das schon. Gerne so großzügig wie der Samariter.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=25402
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