SWR4 Abendgedanken

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Da soll man sich keine Sorgen machen? Wenn der Ehemann immer wieder mit einem Schwächeanfall zusammenbricht? Martin Luthers Ehefrau Katharina wird sich viele Gedanken gemacht haben. Schon lange hat ihr Mann ein Herzleiden gehabt und einige andere Beschwerden.

Und anstatt sich zu schonen, ist er kurz darauf zu einer Reise aufgebrochen ins mehr als 120 Kilometer entfernte Eisleben. Dort wurde er als Vermittler gebraucht in einer Erbstreitigkeit. Bestimmt war es Katharina gar nicht wohl bei dem Gedanken, dass ihr Mann sich auf die Reise macht. Komplizierte Verhandlungen waren sicher nicht gut für ein schwaches Herz.

Dass Katharina sich daheim Sorgen um ihn macht, hat Luther gewusst. Es gibt einen Brief, den Luther in diesen Tagen an seine Frau geschrieben hat. Darin heißt es:

„Meiner lieben Hausfrau Katharina Luther, (...) Lies Du, liebe Käthe, das Johannesevangelium und den kleinen Katechismus, von dem Du einmal sagtest: Es ist doch alles in dem Buch zu mir gesagt (...). Lass mich zufrieden mit Deiner Sorge, ich habe einen besseren Sorger, als Du und alle Engel sind. Der liegt in der Krippe (...). Darum sei zufrieden, Amen.“ [1]

Der Sorger in der Krippe, damit meint Luther Gottes Sohn Jesus Christus. Die Bibel erzählt, dass er in einer Krippe gelegen hat. Und für Luther war deshalb klar: Gott kommt durch dieses Kind den Menschen ganz nahe. Er sorgt für seine Menschen. 

Davon ist Martin Luther offensichtlich so überzeugt gewesen dass ihm  seine Krankheiten keine Angst gemacht haben. Er hatte auch keine Angst vor dem Tod. Und er hat gewollt, dass auch Katharina das Sich-Sorgenmachen bleiben lässt.

Luther hat seine Frau deshalb daran erinnert, dass sie in der Bibel lesen soll und im Katechismus,. Von dort soll sie sich die Gewissheit zu holen, dass Gott alles im Griff hat. Deshalb kann sie die Verantwortung an ihn abgeben. Katharinas Sorge hat Luther vielleicht eher belastet als ihm geholfen. Deshalb ist sein Ton in dem Brief wohl auch so streng.

Elf Tage, nachdem er diesen Brief an seine Frau geschrieben hat, ist Martin Luther gestorben. Ihre Besorgnis war also gewiss nicht unbegründet. Aber er ist ohne Sorge gestorben. Gott sorgt für mich, da war er ganz sicher. Und ich stelle mir vor: Das hat auch seine Frau getröstet.


 

[1] Eisleben, 7. Februar 1546 in: Luthers Briefe an seine Käthe Ev. Verlagsanstalt Berlin S. 46

https://www.kirche-im-swr.de/?m=25383
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