SWR3 Gedanken

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Die Kollegen aus der Obdachlosentagesstätte melden sich:
„Gibt es irgendwo Unterhosen?“ Wir gucken amüsiert. Alle paar Wochen treffen wir uns: Leute, die in Mannheim  mit denen zu tun haben, die wohnsitzlos sind oder von Obdachlosigkeit bedroht. Streetworker, Leute von der Bahnhofsmission, Drogenberatung, Übernachtungsstätten. Pfarrerinnen, Sozialarbeiter und Sozialarbeiterinnen und Verwaltungsleute.

Ein harter Job: Die Leute, die auf der Straße leben, sind oft in einem sehr schlechten Zustand und es werden immer mehr. Also: „gibt es irgendwo Unterhosen?“ haken die Kollegen von der Obdachlosentagesstätte nochmal nach.

„Was denn für Unterhosen?“ „Wir hatten eine Spende. Die Leute haben gefragt, was wir besonders nötig brauchen. Da haben wir gesagt ‘Herren-Unterhosen’. Da haben die Spender das Gesicht verzogen und gefragt, ob es nicht auch etwas anderes sein könnte. Keiner will Unterhosen spenden.“
„Na ja, die will man vielleicht auch nicht gebraucht haben,“ wirft einer ein. „Wieso, die können doch auch Neue spenden.

Unsere Jungs haben einfach gar keine, es ist doch egal ob alt oder neu! Auch gebrauchte sind viel besser als nix!!“
Ich sage: „Vielleicht können wir einen Aufruf machen, dass Leute neue Unterhosen kaufen und die spenden. Am besten gleich auch noch solche für den Winter. Lange warme, für die kalten Nächte jetzt!“

„Wenn du das schaffst, die Leute zu überzeugen, dass sie Unterhosen spenden, dann…“
„Mal sehen: Das tägliche Brot und der Herrenschlüpfer, das versteht doch jeder…“Herrenschlüpfer für Obdachlose! Das hört sich so unerheblich an. Aber für die, die jetzt wieder frieren in den Nächten.

Für die, die schon lange nicht mehr wissen wo sie hingehören, die niemand haben, der zu ihnen gehört und niemand, der auf sie aufpasst, niemand der zuhört und niemand, der sie jemals in den Arm nimmt. Herrenschlüpfer – die sind für die da draußen, die Gestrandeten, Aussortierten, Verlorenen wie das tägliche Brot.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=25376
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