SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Letzte Woche konnte ich den Weltklimagipfel in Bonn besuchen. Es hat mich beeindruckt, so viele Menschen aus so vielen Kulturen zu treffen, die alle an einem der großen Zukunftsthemen arbeiten, bei einer Lage, die wirklich dramatisch ist. Dort war davon die Rede, dass wir die Begriffe Verantwortung und Gerechtigkeit zeitlich erweitern müssen, also auf die Generationen nach uns. Und wir müssen sie räumlich erweitern auf die von uns entfernten Regionen im Süden der Erde. Mir wurde noch einmal klar, was es heißt Verantwortung zu übernehmen für etwas, was mich selbst nicht oder kaum betrifft. Wir leben durch unseren CO2-Ausstoss auf Kosten unserer Enkel. Von einer „Hypothek auf die Zukunft“ ist auch die Rede. Wenn die Polkappen weiter schmelzen, der Meeresspiegel ansteigt und die Wetterextreme zunehmen, dann wird dies hier in Europa wohl erst dann erst zu den schlimmsten Problemen führen, wenn ich alt bin oder nicht mehr lebe. Dies zu vermeiden ist eine ethische Frage – sehr viel schwieriger anzupacken als zum Beispiel die Sache mit dem Ozonloch, die noch vor ein paar Jahren relevant war. Bis 2012 wuchs dieses Loch in der Ozonschicht am Südpol jährlich an, seither geht es aber zurück. Das ist ein großer Erfolg einer weltweiten, gemeinsamen Anstrengung, denn schon 1987 wurde weltweit der Einsatz von FCKW verboten. Dieses Kühlmittel für Kühlschränke zersetzt die schützende Ozonschicht und setzt uns Menschen viel stärker der ultravioletten Strahlung der Sonne aus. Der entscheidende Unterschied zur Klimaerwärmung: Dieses Problem betraf die augenblickliche Generation ganz konkret, weil wir selbst befürchten mussten, Hautkrebs zu bekommen.

Aber wir können uns nicht nur dann weltweit, gemeinsam und solidarisch anstrengen, wenn wir selbst zu Schaden kommen!

Wir benachteiligen ja nicht nur unsere Enkel, sondern schon heute viele andere Regionen der Erde, die ganz konkret von den Folgen des Klimawandels betroffen sind. Und dies sind genau die Länder im globalen Süden, die ohnehin ärmer und strukturschwächer sind.

Wir brauchen einen neuen Anlauf – nicht nur bei der Klimakonferenz in Bonn, sondern im konkreten Handeln beim Umgang mit Energie und Treibhausgasen: Wir können nicht länger auf den Strom aus Kohle setzen, müssen massiv Energie sparen, den Verkehr neu organisieren und die oft ‚lästige‘ Infrastruktur für die Energiewende konsequent aufbauen. Wir sind es unseren Enkeln ebenso schuldig wie den Menschen, die in anderen Erdteilen schon heute unter unserer Untätigkeit leiden müssen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=25369
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