Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Vor einiger Zeit sind bei uns im Dorf die Bankautomaten abgebaut worden. Es gab eine Bürgerversammlung und die Vertreter der beiden Geldinstitute versuchten, uns den Sachverhalt zu erklären. Eigentlich sind wir selber schuld. Wir haben die Automaten und vorher die Bankfiliale zu wenig genutzt. Und jetzt müssen wir eben ins Städtchen fahren, um Geld abheben zu können.

 

Ich dachte, das ist doch mit der Kirche ein bisschen ähnlich.

Die örtlichen Filialen der Kirchen in Deutschland werden immer weniger genutzt. Zwar steht noch in fast jedem Dorf eine Kirche, aber immer weniger Leute gehen sonntags dorthin. Auch Taufe, Erstkommunion, Konfirmation, kirchliche Hochzeit und auch das kirchliche Begräbnis werden nicht mehr so nachgefragt. Und da passiert es - wie bei den nicht genutzten Bankautomaten - dass Gottesdienste ausfallen und Kirchen geschlossen werden. Und die Gläubigen werden wie die Bankkunden gebeten, in den nächst größeren Ort zu fahren.

Aber es gibt doch Unterschiede. Als Bankkundin bin ich in vielem auf den Service der Bank angewiesen. Als getaufte Christin nicht. In der Kirche bin ich Mitglied, keine Kundin.

Ich kann selbst dazu beitragen, dass die Kirche im Dorf bleibt. Und dass man merkt, dass zum Beispiel in meinem Dorf über 600 Christen leben.

Ob Gottesdienst ist oder nicht, wir können jeden Tag unseren Nächsten lieben wie uns selbst. Das ist ja eigentlich das wichtigste Gebot. Woran würde man das merken? Naja, Fahrdienst zum Arzt für Leute ohne Auto. Oder freiwilliges Engagement im Sportverein, damit die Kinder Fußballspielen können. Oder ganz einfach in der Nachbarschaft, die ausgelesene Tageszeitung verschenken, statt sie in den Müll zu werfen.     

Solange in einem Ort Menschen die Sache mit der Nächstenliebe hochhalten, so lange ist mir um die Kirche nicht bange.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=25366
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