SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

„Und wenn morgen die Welt unterginge: Ich würde heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.“ In diesem Reformationsjahr haben Sie den Satz bestimmt schon öfter gehört. Martin Luther hat das gesagt. Wahrscheinlich jedenfalls. Und ich meine, es passt zum Reformator und seinem Gottvertrauen.

Aber ich finde: Mit dem Pflanzen von Bäumen muss man nicht bis zum Weltende warten. Meine Frau und ich haben vor zwei Jahren einen Birnbaum zum Einzug in unser neues Pfarrhaus geschenkt bekommen, eine „Pastorenbirne“. Wir haben den Birnbaum gleich eingepflanzt, aber er wächst nur sehr langsam. Wir sind gespannt, wann er das erste Mal kleine Birnen trägt. Aber vielleicht werden das ja erst die nach uns erleben. Ich stelle mir vor, wie später ein Kind in eine saftige Birne von unserem Baum beißt oder wie eine fröhliche Familienrunde unseren Birnensaft genießt. Darüber freue ich mich schon heute. Ich finde, einen Birnbaum pflanzt man auch für die, die nach uns kommen. So geben wir etwas an andere weiter, was uns wertvoll ist.

Das müssen nicht Birnen sein oder Äpfel. „Ich versuche, den Glauben weiterzugeben an meine Kinder“, hat eine junge Mutter gesagt. „Ich lese ihnen aus der Kinderbibel vor und bete mit ihnen. Ich möchte ihnen zeigen, dass Gott für sie da ist. Ich wünsche mir, dass meine Kinder Gottvertrauen lernen. Denn mit Gottvertrauen geht das Leben leichter.“

Auch dem Herrn von Ribbeck war es wichtig, etwas vom dem, was ihm wertvoll war, an andere weiterzugeben. Der Dichter Theodor Fontane hat seine Geschichte erzählt. Und die geht so: Der freigebige Herr von Ribbeck hat die Birnen des Baumes in seinem Garten an vorbeikommende Kinder verschenkt. Die haben sich sehr darüber gefreut. Als der alte Ribbeck seinen Tod nahen fühlte, hat er verfügt, dass ihm eine Birne mit in sein Grab gelegt wird. Aus dieser ist ein neuer Birnbaum gewachsen, von dessen Früchten sich die Kinder frei bedienen konnten. So hat der alte Herr auch nach seinem Tod den Kindern eine Freude gemacht. Und das war ihm wichtig. Das Gedicht schließt mit den Worten: „So spendet Segen noch immer die Hand des von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland.“

Etwas von dem, was einem wertvoll ist, an andere weitergeben. Gottvertrauen z.B. oder Freude. Ich finde, Martin Luther hat recht: Damit soll man gleich heute noch anfangen.

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