SWR3 Gedanken

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Teilen – ist wohl das erste, was einem einfällt, wenn man den Namen „Sankt Martin“ hört. Teilen gehört zu Sankt Martin wie die Butter zum Brot.
Die Geschichte von Sankt Martin kennt wahrscheinlich fast jeder. Wie er auf seinem Pferd durch die Nacht reitet, wie er vor sich im Schnee einen Bettler sieht, wie er vom Pferd steigt, seinen Mantel in zwei Teile teilt und die eine Hälfte dem frierenden Mann gibt.

Es gibt eine andere Geschichte von Martin. Die handelt auch vom Teilen, ist nur nicht so berühmt.Der kleine Martin bastelt eine richtig schöne Laterne. Die Laterne ist ihm wirklich gelungen, er ist mächtig stolz drauf.

So geht er damit zum Laternenumzug. Martins Laterne schaukelt schön und leuchtet hell in die Nacht, als die Kinder von Haus zu Haus gehen und überall etwas bekommen: Bonbons und Schokoriegel und Apfelsinen. Mitten im bunten Treiben sieht Martin einen kleinen Jungen, der an einer Hauswand hockt. Martin kennt ihn nicht, aber der Kleine weint und ist ganz verzweifelt. Martin geht zu ihm und fragt, was los ist. Der Kleine erzählt, dass seine Laterne auf einmal angefangen habe zu brennen, dann wäre eine Frau gekommen und hätte die brennende Laterne mit den Füßen ausgetrampelt. … Martin schwenkt nachdenklich seine Laterne, dann gibt er sie dem Kleinen: „Da, schenke ich dir.“ Sagt er. Der Kleine ist überglücklich und bedankt sich tausendfach. Aber Martin dreht sich weg und läuft davon. Ich stelle mir vor, dass das für den kleinen Martin nicht leicht war. Zu Hause, als ihm klar wird, was er weggegeben hat.

Ich hoffe, er findet Eltern, die ihn dafür lieb haben. Dass er so ein großes Herz hat. Und ihn über den Verlust hinwegtrösten. Vielleicht mit einem leckeren Abendessen und einem besonders leckeren Weckmann als Nachtisch.

→ Ursula Wölfel und Daniele Winterhager, Das schönste Martinslicht.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=25311
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