SWR3 Gedanken

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Wie funktioniert eigentlich „Integration“? Was braucht es dazu? Dass Integration schwieriger ist, als man manchmal denkt, hat eine Jugendgruppe aus Deutschland im Sommer erfahren. Sie waren nach Indonesien gefahren zu einem gemeinsamen Austausch. Eine Woche lang sollten deutsche und indonesische Jugendliche miteinander in einem Jugendhaus leben. Es gab ein gemeinsames Bauprojekt und ein Theaterstück.

Am ersten Tag findet ein gemeinsames Essen statt und die indonesischen Jugendlichen bringen voller Stolz einen selbstgefangenen Fisch mit: bestimmt einen Meter lang und in seiner ganzen Pracht. Die deutschen Jugendlichen nehmen sich Reis und Gemüse, den Fisch aber lassen sie links liegen.

Am zweiten Abend findet wieder ein gemeinsames Essen statt. Wieder kommen die indonesischen Jugendlichen voller Stolz an, dieses Mal bringen sie selbst Gejagtes mit. Die große Meeresschildkröte wird zubereitet, wie in Indonesien üblich. Bloß die deutschen Jugendlichen lassen auch das Schildkrötenfleisch links liegen.

Die indonesischen Jugendlichen wenden sich an die Übersetzerin: Warum essen die deutschen Jugendlichen nicht die indonesischen Spezialitäten? Die Übersetzerin erklärt den indonesischen Jugendlichen, dass Deutsche keinen Fisch mit Kopf und Augen mögen, sondern lieber Fischfilets, dass Deutsche Schildkröten lieber lebend sehen und Schildkrötenfleisch auf keinen Fall essen möchten.

Am letzten Abend findet wieder ein gemeinsames Essen statt. Es gibt Fischfilets. Die deutschen Jugendlichen essen mit Begeisterung. Bloß die Indonesier fehlen – sie sitzen in der Küche und essen Fischsuppe – mit Fischkopf und allem, was sonst so an einem Fisch dran ist. Die Jugendlichen haben gemerkt: gemeinsam essen braucht, dass man seine Gewohnheiten auch mal hinter sich lässt - den Anderen zuliebe.

→ Die Geschichte des Austausches mit viel Dank von Pfarrerin Maureen Marquardt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=25308
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