SWR3 Gedanken

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Wenn man heute durch deutsche Städte geht, sehe man immer weniger Deutsche. Ein AfD Politiker hat das vor kurzem gesagt. Er versteht sich als die Stimme derer, die Angst haben vor Fremden, vor anderen Religionen und Kulturen. Dass sie die Einheimischen verdrängen.
Nur: woran erkennt man einen Deutschen? Oder woran erkennt man Ausländer - oder Juden?

Das hat Pfarrer Trocmé die Männer der Gendarmerie gefragt. Es ist das Jahr 1940, Paris ist von den Deutschen besetzt, nun werden auch in Frankreich die Juden interniert, in Arbeitslager gesteckt, in Konzentrationslagern umgebracht.

Es gibt da ein Dorf, Le Chambon-sur-Lignon. Es ist fast eine Kleinstadt, umgeben von viel Land, Einsiedlerhöfen und Bergen. Es liegt versteckt im Südosten Frankreichs. Bald schon stellt Pfarrer Trocmé fest, dass man nicht tatenlos zusehen darf, wie Menschen aufgrund ihres Glaubens verfolgt und umgebracht werden. Und so machen er, seine Frau Magda und die Gemeinde sich daran, jüdische Kinder zu retten.

Kinder wurden versteckt, wenn ihre Eltern verhaftet wurden, sie konnten fliehen oder wurden von Nachbarn gerettet. Jetzt aber mussten sie in Sicherheit gebracht werden. Und da kommt Le Chambon-sur-Lignon ins Spiel: Die Kinder kommen mit dem Zug an, werden in die umliegenden Höfe und Häuser verteilt, in Pensionen und Internaten untergebracht oder über die Grenze in die Schweiz gebracht. Das ganze Dorf hilft mit.

Auch als die Gendarmerie anrückt – sie finden keinen einzigen Juden. Das ganze Dorf hat sie versteckt, allen voran Pfarrer Trocmé. Der Gendarmerie sagt er: „Ich sehe keine Juden, ich sehe nur Menschen.“

Der wunderbare Film La colline aux mille enfants von Jean-Louis Lorenzi ist leider nur auf Französisch erhältlich und leider auch schon etwas älter (von 1994), ist aber trotzdem sehr zu empfehlen!

Pfarrer André Trocmé, eine Frau Magda und das Dorf Le Chambon-sur-Lignon werden nach dem Krieg in Yad Vashem als „Gerechte unter den Völkern“ geehrt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=25306
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