SWR3 Gedanken

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Krebs. Eine der schlimmsten Diagnosen, die man bekommen kann. 4 Millionen Menschen in Deutschland müssen derzeit mit dieser Diagnose leben. 4 Millionen Menschen, die sich dieser lebensbedrohlichen Erkrankung stellen müssen. Eigentlich noch viel mehr, denn auch Angehörige und Freunde sind mit betroffen. So ging es auch mir. Ein guter Bekannter hat vor einigen Monaten diese Diagnose bekommen: Krebs. Leukämie. Als er mir davon erzählt hat, wusste ich erst gar nicht, wie ich damit umgehen soll. Mir schoss sofort der Gedanke durch den Kopf, dass er sterben würde. Und im selben Moment wollte ich diesen Gedanken so weit wie möglich von mir schieben. Es ist ein furchtbares Gefühl, erst dieser Schrecken und dann diese Hilflosigkeit. Das ist zwar nichts, gar nichts im Vergleich dazu, was der Betroffene durchmacht, aber es hat mich auch fertig gemacht. Was tun, in einer Situation, in der man nichts tun kann?

Für meinen Bekannten habe ich versucht, eine Stütze zu sein. Ihm Alltagsarbeiten abzunehmen. Da zu sein, wenn er reden wollte. Seine Tiefs und die Angst vor dem Tod mit ihm auszuhalten.

Und ich habe gebetet. Immer wieder und aus tiefstem Herzen. Dafür, dass er den Krebs besiegen kann. Dass er genug Kraft hat, alles durchzustehen. Mir hat das sehr geholfen. Denn beim Gebet habe ich gemerkt, dass ich meinen Bekannten nicht aufgegeben habe. Da war plötzlich ein tiefes Gefühl der Zuversicht, als ob ein Versprechen durch den Raum schwebt, dass alles gut wird. Das ist sehr schwer zu beschreiben.

Leicht zu beschreiben ist dagegen, was dann passiert ist: Bei einer Untersuchung nach der Chemo sagte sein Arzt zu ihm, dass die Krebszellen vollständig verschwunden seien. Mein Bekannter hat im Arztzimmer geweint vor Freude. Und ich am Telefon gleich mit.

Auch wenn ich sehr wohl weiß, dass nicht alle Krebspatienten dieses Glück haben. Aber dieses Glück ist der Grund für mich, an Wunder zu glauben.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=25300
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