SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Ich fahre gerne Auto. Ich mag es, flexibel und bequem unterwegs zu sein – und selber die Richtung zu bestimmen. Doch spätestens wenn ich in den Stuttgarter Kessel fahre, vergeht mir der Spaß. Dorthin stehe ich mehr als zu fahren. Besonders im Berufsverkehr sind einfach zu viele Autos unterwegs.

Allen ist längst bekannt, wozu das führt: Viel zu viel Lärm und schlechte Luft, um hier gut und gesund zu leben. Die Politiker überlegen immer wieder, wie sie das Problem lösen können. Doch neue technische Lösungen wird es nicht so schnell geben. Wahrscheinlich muss die Stadtverwaltung irgendwann Fahrverbote aussprechen, um die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger zu schützen.

Wenn ich im Berufsverkehr stehe und lange warten muss, ärgere ich mich über die anderen Autofahrer – wieder mal geht alles nur im Schneckentempo vorwärts. Dabei bin ich ja genauso für das Verkehrschaos verantwortlich wie alle anderen.  Also muss auch ich mir überlegen, wie ich die Situation verbessern kann. Denn ich fahre gerne selber und bestimme damit die Richtung: Ich will nicht, dass mir vorgeschrieben wird, wann ich Auto fahren darf und wann nicht. Damit das nicht passiert, muss ich und müssen viele weitere ihr Verhalten ändern, am besten gleich.

Wenn ich zum Autoschlüssel greife, frage ich mich jetzt immer: Muss das wirklich sein? Oder mache ich das nur aus Bequemlichkeit? Besonders, wenn ich alleine unterwegs bin. Bus und Bahn sind nicht so flexibel wie das eigene Auto und die Fahrkarten sind oft mindestens so teuer wie die Benzinkosten. Sobald ich aber in der Straßenbahn sitze und an den ganzen Staus vorbei fahre, bin ich dann froh, mich für die Bahn entschieden zu haben.

Ich versuche mich nun schon länger darin, das Auto öfter stehen zu lassen. Seither entdecke ich immer mehr Strecken, bei denen ich mit der Bahn viel schneller ans Ziel komme. Außerdem bekomme ich dadurch noch viel mehr mit von den Menschen, die mit mir in Stuttgart leben.

Und das allerwichtigste: Ich erspare meiner Stadt etwas Lärm und dreckige Luft. Und das klappt nur, wenn ich anfange, nicht nur an mich und meine Bequemlichkeit zu denken; sondern auch an meine Umwelt und die vielen Menschen, die auch nach mir noch gesund hier leben wollen. Gott hat uns diese eine Welt anvertraut – er traut uns also zu, dass wir damit verantwortungsvoll umgehen. Für mich ist es deshalb auch wichtig, mir Gedanken darüber zu machen, wie ich am besten dafür sorgen kann. Darum entscheide mich dafür, etwas für meine Stadt und meine Mitmenschen zu tun: Indem ich ab und an das Auto auch einfach mal stehen lasse.

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=25291
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