SWR2 Wort zum Tag

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Himmel und Hölle. Ein Kinderspiel. Einen Stein nehmen, ihn auf die aufgemalten Kästchen auf dem Hof werfen und dann loshüpfen. Das wird auf der ganzen Welt gespielt. Es heißt Hickelkasten oder Paradiesspiel, Tempelhüpfen oder die Reise zum Mond,Hüppekästchen oder ganz simpel Hopse. Schon im antiken Rom haben das Kinder gespielt. Das weiß man, weil Archäologen ein Hüpfspiel gefunden haben – mit einem Stein eingeritzt in den Boden eines alten Marktplatzes. Ich kenne das Spiel unter dem Namen Himmel und Hölle.

Ich habe es gespielt und auch meine Kinder haben die Hüpfkästen mit Kreide auf die Straße gemalt. Und dann waren sie nicht mehr davon zu trennen.

Vor kurzem habe ich das wieder gesehen. Da standen ein paar Jungen und Mädchen um die aufgemalten Hüpffelder, warfen mit konzentrierter Miene ihren Stein und hüpften los. Gespannte Stille. Und dann ein befreites Lachen. Geschafft.

Mich fasziniert dieses unbefangene Spielen, das wunderbare Miteinander. Bei Himmel und Hölle kann jeder gewinnen. Man muss nur auf einem Bein hüpfen können.

Das Spiel heißt so, weil es Felder mit diesen Namen gibt. Himmel und Hölle eben. Aber für mich heißt es so, weil der Himmel auch ein Kinderspiel sein kann.

Himmel tut sich überall da auf, wo Menschen miteinander spielen. Wo sie konzentriert ihr Ding machen – und dann in Jubel ausbrechen, wenn es geschafft ist. Himmel ist da, wo jemand, bildlich gesprochen, auf einem Bein durch seinen Tag hüpft. Kinderleicht eben. Himmel ist da, wo ich nicht alles so wichtig nehme. Wo ich auch mal auf einem falschen Feld landen kann – aber trotzdem weiß: ich hab noch einen Versuch, ich darf noch mal. Es ist nichts endgültig. Himmel ist da, wo ich mich auf einen schweren Weg mache, allen Mut zusammennehme und ihn gehe. Und ich weiß: Ich kann alles bewältigen. Weil der Himmel mit mir ist.

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