SWR3 Gedanken

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Hier stehe ich, ich kann nicht anders, Gott helfe mir. Amen. Das sind wohl die berühmtesten Worte von Martin Luther. Gesprochen vor Kaiser und Papst auf dem Reichstag zu Worms. Seitdem steht er da- in Bronze und Stein und in Plastik. In Kirchen und auf Marktplätzen. Der standhafte Luther.

Dass er hierzulande noch einen Stand hat, haben wir in diesem Jahr gesehen und gefeiert. Mit Ausstellungen, Theaterstücken, Diskussionsforen, mit einem Luthermusical, einem Tanztheater und vielem anderen mehr. Am kommenden Dienstag geht das Reformationsjahr zu Ende und wir 500 Jahre Reformation.

Viele fragen jetzt: und- was hat uns das gebracht? Außer einem nationalen Feiertag mit nationalen Festakten und Gottesdiensten?

Ich glaube, es hat uns Martin Luther ein bisschen näher gebracht. Dem Mann mit der Standfestigkeit, die so viel in Bewegung gebracht hat. Mit diesem „hier stehe ich…“ hat sich Luther ja zum Staatsfeind Nummer 1 gemacht. Weil er ein überaus einträgliches Geschäftsmodell vermasselt hat. Eines, das es bis heute noch gibt.

Das Geschäftsmodell geht so: Mach den Leuten Angst. Rede ihnen ein, dass nur du ihre Angst nehmen kannst. Und dann verkaufe deine Idee. Du kannst ihnen auch sagen, dass sie hässlich sind und dass nur du sie wieder schön machen kannst. Du kannst ihnen sagen, dass sie Hab und Gut verlieren, wenn sie dir nicht folgen. Rede ihnen ein, dass du Gott bist. Der einzige, der ihnen helfen kann.

Gegen dieses Geschäftsmodell ist Luther aufgestanden. Und hat die Freiheit eines Christenmenschen ausgerufen. Wir sollen nicht so sein, wie Andere uns gerne hätten. Wir sollen so sein, wie Gott im Himmel uns gemeint und wofür er uns geschaffen hat. Und Gott wird uns durch unsere Ängste hindurch in die Freiheit der Kinder Gottes führen.

Dafür steht Martin Luther. Steht überall im Land auf unseren Marktplätzen. Zurecht.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=25227
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