SWR3 Gedanken

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Im Urlaub mal für ein paar Nächte ins Gefängnis. In Offenburg geht das. Da hat im alten Gefängnis jetzt ein Luxushotel eröffnet. „Liberty“ heißt es. Im „Liberty“ kommt man richtig nobel unter. Alles ist topmodern eingerichtet und trotzdem taucht an jeder Ecke noch etwas vom alten Gefängnis auf. Die originalen Zellentüren mit den alten Metallriegeln zum Beispiel - die haben sie drin gelassen. Aber natürlich top restauriert. Und im Restaurant sieht man noch die alten Gitterfenster. Das Restaurant heißt übrigens „Wasser und Brot“.

Das „Liberty“ ist eine Gratwanderung. Auf mich wirkt es fast ein bisschen zynisch, dass dort, wo Menschen unter zum Teil miesen Bedingungen eingesperrt waren, jetzt der Luxus eingezogen ist. Und das auch noch unter der Überschrift „liberty“, also „Freiheit“. Immerhin waren nach 1848 im Offenburger Gefängnis genau die Leute eingesperrt, die in der Badischen Revolution mehr Freiheit für alle gefordert haben. Das weiß ich von der Homepage des Hotels. Da gibt es extra eine Rubrik „Geschichte“. Wenn ich mich da so durchscrolle, habe ich das Gefühl, dass die Hotelbesitzer irgendwie auch mit der Vergangenheit ringen. Verständlich!

In einer Hotellounge haben sie an einer alten Gefängnismauer diesen Spruch hingeschrieben: „Freiheit ist der Schlüssel, um sich frei zu fühlen.“ Und daneben das goldene Label des Hotels: ein großer alter Schlüssel.

Ich weiß nicht recht, wie ich das mit dem Hotel finden soll. Aber dieser Spruch auf der Wand, der gefällt mir. „Freiheit ist der Schlüssel, um sich frei zu fühlen.“ Ich kann mich tatsächlich nur deswegen wirklich frei fühlen, weil viele in diesem Land mal bis aufs Blut dafür gekämpft haben Und wenn es hart auf hart gekommen ist, sind sie dafür auch ins Gefängnis gegangen. Auch in Offenburg.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=25213
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