SWR3 Gedanken

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Das Plakat besteht nur aus einem einzigen, riesengroßen Spruch: „Mit Schulbüchern eingecremt?“ Damit sollen Spenden für eine Hilfsorganisation geworben werden.
Die Gegenüberstellung ist eindeutig: Während ich für Körperpflege jeden Monat dreissig Euro ausgebe, könnte dafür ein Kind in Lateinamerika, Afrika oder Asien den ganzen Monat gut genährt in die Schule gehen. Also auf die Körperpflege verzichten und das Geld spenden.
Das mag einleuchtend sein, löst bei mir aber etwas ganz anderes aus: Ärger! Ich engagiere mich seit Jahrzehnten für eine bessere Welt, ich habe schon viel Geld in Länder der sogenannten Dritten Welt gespendet und deswegen macht mich dieses Plakat aggressiv, weil es mir ein schlechtes Gewissen machen will wenn ich mir etwas gönne. Was ist so verkehrt daran, gepflegt zu sein, sich etwas zu leisten? Eine meiner Schülerinnen sagte: „Es ist doch viel besser bei Kosmetika auf den Preis zu schauen und dadurch etwas zu sparen als wie der letzte Penner herumzulaufen.“ Und damit hat sie recht. Jesus hat gesagt „Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst.“ Er hat nicht gesagt: „Gib Deinem Nächsten und verzichte auf alles.“ Was für ein Gottesbild steckt hinter diesem Plakat: Gott ist böse auf dich, wenn du nicht alles gibst? Helfen, Ja! Unbedingt! Aber bitte ohne dass mir jemand ein schlechtes Gewissen einreden muß. Denn das will Gott bestimmt nicht.
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