SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Unsere Sprache drückt nicht nur aus was wir fühlen, sie beeinflusst auch das was wir denken, fühlen und tun. Und zwar oft, ohne dass wir uns dessen bewusst sind. In einem Experiment wurde das nachgewiesen. Zwei Gruppen hatten verschiedene Texte zu lesen. Bei der einen ging es um Alter, Ruhestand und Beschwerlichkeit. Bei der anderen um Jugend, Dynamik und Beweglichkeit. Als sie die Texte gelesen hatten, wurde ihnen gesagt, das Experiment sei vorbei und sie könnten nun den Raum verlassen und zum Aufzug gehen. Ohne dass sie es wussten, wurde bei beiden Gruppen gemessen, wie lange sie dafür gebraucht haben. Die Gruppe, die sich sprachlich mit dem Alter beschäftigt hatte war erheblich langsamer als die andere. Das, was die Gruppen sprachlich aufgenommen hatten, wirkte sich also deutlich auf ihr Verhalten aus. Wenn man das weiß, ist es gut hin und wieder mal einen Check-Up zu machen hinsichtlich der Worte die wir oder die Meinungsmacher so benutzen. Nur zwei Beispiele. „Abrechnungsrelevant“ etwa. Ein Wort in dem das Unding steckt, in Krankenhäusern nicht primär danach zu behandeln was zu heilen ist, sondern danach was mehr Geld bringt. Zweites Beispiel: das Obermode-Wort nicht nur, aber vor allem in der Medienszene: „Aufschlagen“! Es wird immer dann benutzt, wenn jemand irgendwo hinkommt oder etwas anfängt. Hallo? Ich schlage vielleicht Eier auf, wenn ich koche, beim Tennis, wenn ich mit der Spieleröffnung dran bin. Oder wenn ich stürze. Dann schlag ich wirklich auf, auf den harten Boden der Tatsachen, der mir dann die Sprache verschlägt.

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