SWR3 Gedanken

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Wir haben Angst. Ein Mitglied unserer Familie liegt im Krankenhaus. Wir wissen noch nicht, was los ist. Aber sie bleibt an unserer Seite.Sie hat einen weißen Kittel an. Für mich ist sie ein Engel in weiß. Schwester Lisa. Kecker blonder Haarschnitt, Sommersprossen, um die 40 Jahre alt. Zwischen Infusionen und Blutdruckmessgerät macht da jemand seine Arbeit mit Herzblut.

Schwester Lisa spürt den Klos in unserem Hals. Die Wartezeit nach den Untersuchungen ist schwer zu ertragen. Sie registriert die Blicke auf unsere Uhr, bei der jede Sekunde wie eine Ewigkeit scheint, wenn man auf ein Ergebnis wartet. Schwester Lisa macht Mut. Hört zu. Hofft mit.

Da macht jemand mehr als seinen Job. Und es ist jetzt so wichtig, zu wissen, dass unsere Verwandte gut aufgehoben ist. Dass da jemand nach ihr schaut. Schwester Lisa schiebt nicht Dienst nach Vorschrift. Für mich hat das was mit dem zu tun, was in der Bibel steht: „Was ihr einem meiner geringsten Brüder und Schwestern getan habt, das habt ihr mir getan“, sagt Jesus.

Es waren für uns harte Tage des Wartens. Aber es waren auch Tage, die mir gezeigt haben, welchen Unterschied es macht, wenn Menschen nicht nur einfach ihren Job machen.

Schwester Lisa ging es nicht um „die Leber“ auf Station sieben. Oder um die „Niere“ auf der drei. Solche Sprüche kenne ich aus eigener Erfahrung. Der Patient – eine Nummer im Bettenbelegungsplan des System Krankenhaus, das sich rechnen muss. Nicht so bei Schwester Lisa: Ihr geht es um den Menschen, mit seiner Angst, mit seiner Hoffnung.

Es muss nicht immer der Ernstfall Krankenhaus sein, wo das spürbar wird: Ein freundlicher Zugbegleiter, der sich für die fußkranke Seniorin einsetzt. Ein aufmerksamer Lehrer, der besonders die leistungsschwächeren Kinder nicht aufgibt. Und die Bedienung im Restaurant, die dem jungen Paar beim Date zu einem unvergesslichen Abend verhelfen will – sie alle machen mehr als ihren Job. Gott sei Dank.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=25095
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