SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Wenn einem das Leben die Seele verdunkelt, ist es gut, wenn man einen Engel trifft. Wer wüsste es nicht, wie das ist, wenn einem das Leben die Seele verdunkelt. Auf manche fällt diese dunkle Jahreszeit wie ein Schatten. Erst recht, wenn sich die Nebel nicht mehr verziehen wollen. Dann kann einem der Lebensmut sinken. Und das Leben selbst hat auch Erfahrungen parat, die sich auf einen legen wie Blei. Dann ist es so wichtig, dass man einen Engel trifft.
Vom Gottesmann Elia wird so erzählt in der Bibel. Er ist wie ein Bruder für alle, denen das Leben den Mut nimmt. Elia hatte gekämpft. Zeitweise sogar mit Erfolg. Und dann der Rückschlag. Elia kann nicht mehr standhalten. Er läuft weg, Tage um Tage, und dann noch weiter, hinein in die Wüste. Verbraucht, er kann nicht mehr.
„Und“ erzählt dann die Bibel: „Elia legte sich hin und schlief unter einem Wacholder.“
Schlafen will er und nicht mehr aufwachen. Aber dann: „Siehe, ein Engel rührte ihn an und sprach zu ihm: Steh auf und iss! Und er sah sich um, und siehe, neben seinem Kopf lag ein geröstetes Brot und ein Krug mit Wasser.“
Wenn mir das Leben die Seele verdunkelt, ist es gut, wenn mich ein Engel findet. Und mir
etwas hinhält, das mich neu belebt. Bei Elia war es etwas zu essen. Es kann aber auch etwas ganz anderes zum Lebensmittel werden. Eine Passage in einem Buch, die einem Mut gibt.
Ein Blick eines fremden Menschen, der durch meine dicke Mauer hindurch kommt und meine Seele aufhellt. Ein klares Wort, das mich weckt und herausfordert, mich wieder dem Leben
zu zu wenden. Die Not eines anderen Menschen, der mir sagt, sieh mich an und steh mir bei. So ein Engel kann ganz unengelhaft aussehen.
Gottes Boten sehen eher aus wie Du und ich.
Das alles reicht aber meistens noch nicht. Entscheidend ist noch etwas anderes, wenn einen
so ein Engel findet. Die Bibel erzählt es ganz lapidar.
„Und Elia stand auf und aß und trank und ging durch die Kraft der Speise vierzig Tage
und vierzig Nächte.“
Elia ist selbst aufgestanden und hat den Zipfel vom Leben ergriffen, den ihm der Engel hingehalten hat. Elia hat selbst gegessen. Das ist manchmal schwer. Diesen Schritt durch die dunkle Mauer aus sich heraus zu tun.
Aber ohne den geht es nicht. Essen muss man selber. Das kann einem der Engel nicht abnehmen. Ich darf die Hilfe nicht stehen lassen, wenn sie mir geboten wird.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=2507
weiterlesen...