Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Mit den Wundergeschichten in der Bibel ist das so eine Sache. Irgendwie passen sie nicht in unsere aufgeklärte Welt, aber andererseits sind es ganz tolle Geschichten. Mir gefällt die Geschichte von der wunderbaren Brotvermehrung besonders gut
(Mt 14,13-21). Jesus hat mal wieder gepredigt und tausende von Leuten haben ihm zugehört. Dummerweise war das in einer einsamen Gegend, d.h. hier gab es kein Restaurant, keine Kneipe, keinen Laden, noch nicht mal eine Imbissbude. Und als es dann Abend wurde, sagen die Jünger ihrem Herrn und Meister: „Schick die Leute weg, damit sie sich in den umliegenden Dörfern etwas zu essen kaufen können.“ Aber was meint Jesus? „Sie brauchen nicht fortzugehen, gebt Ihr ihnen zu essen!“ Mit dieser Antwort Jesu haben die Jünger sicherlich nicht gerechnet. Ohne es laut zu sagen, haben sie wohl gedacht: „Manchmal ist unser Herr und Meister nicht ganz von dieser Welt. Wir haben doch gar nichts, wie sollen wir da die vielen Leute satt bekommen?“ Und mit dieser Einschätzung hatten sie dann ja auch recht. Denn es passierte etwas, was nicht ganz von dieser Welt zu sein scheint. Sie brachten das wenige, was sie hatten: Fünf Brote und zwei Fische. Jesus segnete dieses Essen und dann wurde es verteilt. Und das Verrückte: Es reichte für alle, ja es heißt sogar, dass noch 12 Körbe mit Brotstückchen übrig blieben. Für uns Menschen von dieser Welt ist die Geschichte kaum glaubbar. Es ist ein Wunder und mit Wundern tun wir uns schwer. Sie sind eben nicht von dieser Welt.  

 

Aber auch wenn sie nicht von dieser Welt sind, die Wunder, sie sind für diese Welt. Die Welt, in der wir leben, braucht Wunder. Braucht, dass etwas Unvorhergesehenes passiert, etwas was nach menschlichem Ermessen unmöglich zu sein scheint.

Und womit hat das Wunder der Brotvermehrung begonnen? Mit dem Satz Jesu: „Gebt ihr ihnen zu essen.“ Eine Zumutung. Und trotzdem lassen sich die Leute darauf ein. Rechnen nicht nach, ob das überhaupt klappen kann, sondern fangen einfach an, teilen, was sie haben. So gehen Wunder.

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=25039
weiterlesen...