SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

„Und dann hat Luther gegen die Bayern gewettert“ Das habe ich mal in einer Predigt gesagt. Erst ein paar Sekunden später habe ich es gemerkt „Moment mal, habe ich gerade Bayern gesagt? Ich meinte natürlich die Bauern. Gegen die Bauern hat Luther gewettert.“ Die Leute fanden den Versprecher sehr lustig.

Und ich finde es spannend zu fragen: Warum habe ich mich versprochen? Was ist da eigentlich passiert?  Es gibt ja die Theorie, dass wir durch einen Versprecher uns und anderen einen Blick in unser Unbewusstes gönnen. Der sogenannte Freudsche Versprecher. Vielleicht hab ich mich an diesem Sonntag immer noch darüber geärgert, dass der VfB Stuttgart gegen die Bayern verloren hat. 

Helen Leuninger ist Sprachwissenschaftlerin und hat mit der Theorie Freuds nichts am Hut. Sei freut sich einfach über jeden Versprecher. Denn sie sagt: Jeder Versprecher lässt uns etwas davon erahnen, wie unsere Sprache funktioniert. Wir haben nämlich durchschnittlich einen aktiven Sprachschatz von 30.000 Wörtern. Naja, nicht alle. Aber immerhin. Und aus diesem Wortschatz müssen wir im Millisekundenbereich ein bis fünf Wörter auswählen. Wenn man davon ausgeht, dass uns durchschnittlich nur bei jedem 1000 sten Wort ein Versprecher unterläuft, dann kann man eigentlich sagen: Funktioniert doch eigentlich ziemlich perfekt. Das mit dem Reden.

So gesehen sind Fehler und Versprecher nicht nur peinlich. Sie zeigen auch, wie faszinierend unsere Fähigkeit zu Sprechen eigentlich ist. Und ob Computer das je so können wie wir, wage ich zu bezweifeln.

Deshalb finde ich: manche Fehler könnten gut und gerne Anlass dafür sein, sich bewusst zu machen, was bis zu diesem Fehler und darüber hinaus gut gelaufen ist. Und das muss ich sagen: Die Predigt mit Luther und den Bayern haben die Leute nicht vergessen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=25027
weiterlesen...