SWR3 Gedanken

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Petre ist ganz plötzlich gestorben. In der Nacht. Er war ein starker Mann aber wohl nicht einfach. Petre war Rumäne, hatte noch keine richtige Arbeit. Vater von drei Kindern, das jüngste erst ein paar Monate alt. Seine Frau ist taff und weiß sich zu helfen, auch wenn sie Hilfe braucht, weil sie nicht nur kein Deutsch spricht, sondern auch noch taub ist. Der Rettungswagen kam in der Nacht. Der Notfallseelsorger wurde auch gleich gerufen.

Und zwischen den Menschen, die hektisch versuchten noch zu retten, was zu retten ist, Oana. 9 Jahre, die älteste Tochter und die einzige, die unsere Sprache spricht. Sie muss für die Sanitäter übersetzen und für die Mutter zusätzlich in Gebärdensprache. Der Seelsorger versucht da zu sein.

Das alles ist schon eine paar Jahre her, die Mutter und die Kinder kommen zurecht. Aber ich muss oft an Oana denken. Ganz besonders vor kurzem, als ich eine Dokumentation über den Tod von Lady Di geschaut habe. Die Prinzen Harry und William redeten über ihre Mutter und über ihre Trauer und über den Moment, als sie erfahren haben, dass ihre Mutter gestorben ist. Wie seltsam dachte ich. So öffentlich über seine Trauer zu reden. Aber auch wie schön und was für ein Privileg, über seine Trauer reden zu dürfen. Und dass es Menschen gibt, die sich für ihre Geschichte interessieren. Noch zwanzig Jahre danach. Harry, war damals so alt wie Oana.

Oana sehe ich jetzt leider nicht mehr.  Aber ich hoffe, dass sie einen oder mehrere Menschen gefunden hat. Einen Freund oder eine Freundin, die sich auch dafür interessieren, wie das für sie war, damals in jener Nacht, als sie so unglaubliches erleben musste und geleistet hat. Und dafür, dass sie um ihren Vater trauert. Ich hoffe, dass es Menschen gibt, die sich für ihre Geschichte interessieren und denen sie ihr Herz ausschütten kann.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=25025
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