SWR3 Gedanken

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Wer den Gordischen Knoten löst, der wird Herrscher über Asien. So heißt es in der Legende. Und dann kam Alexander der Große. Der hat die Aufgabe gelöst. Obwohl er den Knoten nicht gelöst hat. Er hat ihn nämlich zerschlagen. Und zwar mit dem Schwert. Knoten kaputt, Problem gelöst.

Bei manchen Problemen habe ich auch den Wunsch, dass sie endlich mal gelöst werden. Vom Dieselskandal, über die Frage der Massenflucht aus Kriegsgebieten bis hin zum Thema „Erderwärmung“. Einmal durchschlagen und gut ist. Oder? Oder nicht? In Augsburg gibt es jedenfalls ein Bild, das zeigt ein Gegenmodell zum Kaputtschlagen von Problemknoten. In der St. Peter Kirche gibt es das Bild von „Maria Knotenlöserin“. Maria, die Mutter Jesu, die mit unendlicher Geduld ein verknotetes Band wieder aufdröselt.

Maria macht das so ganz anders als Alexander der Große. Maria war auch nicht Herrscherin über Asien und hat keine Kriege geführt. Maria war Mutter. Ich will manchmal auch lieber Probleme mit einem Schlag lösen, wenn es sein muss mit Gewalt. Und trotzdem finde ich die Art, wie Maria das Problem gelöst hat, sympathischer.

Zum einen ist das Seil nach einem brutalen Schlag mit dem Schwert einfach nur kaputt und nicht mehr zu gebrauchen. Wer Probleme mit einfachen Mitteln zerschlägt, hinterlässt nicht selten ein Trümmerfeld. Und damit wieder neue Probleme, die zu lösen sind.

Zweitens, haben die Physiker Piotr Pieranski und Andrej Stasiak herausgefunden, dass es eigentlich unmöglich ist einen Knoten zu binden, der nicht zu lösen ist. Und das sagt mir: Gordische Knoten – also Probleme, die wirklich nicht mehr gelöst werden können – gibt es vielleicht gar nicht so häufig. Und: mit Geduld und Intelligenz kann ein Problem gelöst werden und das Seil bleibt trotzdem heil.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=25022
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