SWR3 Gedanken

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Wie ist christlicher Glaube - Ein Brief aus dem Gefängnis

Ein Mann sitzt im Gefängnis und schreibt einen Brief. Einen Brief an einen seiner engsten Vertrauten. Er ahnt, dass er nicht mehr lange zu leben hat und schreibt deshalb über das was ihm am Kostbarsten ist: Über seinen Glauben. Er schreibt darüber, was seiner Ansicht nach dazu gehört, dass dieser Glaube, der christliche Glaube, echt ist. Damit er kein hohles Gequatsche und kein Abspulen von Ritualen ist.
Der Mann aus dem Gefängnis schreibt über Gerechtigkeit.
Wann und wo kann man als Christ gerecht sein? Wenn es darum geht, niemanden zu bevorzugen oder zu benachteiligen, bei Entscheidungen im Beruf oder bei den Kindern. Aber auch politisch. Alles, was der Mensch über einen bestimmten Punkt hinaus besitzt, enthält er doch eigentlich anderen vor. Anderen, die nicht genug zum Leben, oft nicht zum überleben haben.
Der Mann im Gefängnis schreibt von Frömmigkeit. Nichts äußerliches, sondern etwas tief innerliches. Eine Haltung der Ehrfurcht vor Gott und vor dem Leben. Und ein Gefühl, sehr nah dran am Staunen und der Dankbarkeit.
Er schreibt von Standhaftigkeit. Sich nicht verbiegen lassen. Keine faulen Kompromisse eingehen. Wenn es nötig ist auch widerstehen.
Und – von Sanftmut. Ein schönes Wort! Sanfter Mut. Das Schwere ist oft leicht. Wenn der Mensch gut in sich ruht, dann gehen selbst schwere Dinge leicht, dann fühlt sich selbst der Widerstand nicht hart an, sondern weich, sanft und richtig. Und das ist vielleicht der stärkste, erfolgreichste Widerstand. Vielleicht wie auch der Widerstand dieses Christen, der den Brief aus dem Gefängnis geschrieben hat – der Apostel Paulus an seinen Freund Timotheus. Vor rund 2000 Jahren.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=2502
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