SWR4 Abendgedanken

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Heute ist der Gedenktag des Heiligen Matthäus. Allzu viel wissen wir nicht über ihn. Er war ein Zollpächter oder ein Zolleintreiber in der Stadt Kafarnaum am See Genezareth.  Das heißt: Er arbeitete für die Besatzungsmacht, für die verhassten Römer, als Zollpächter in dieser vergessenen Ecke von  Israel am See Genezareth. Also eigentlich jemand, der keine Aufmerksamkeit wert war. Was wir von ihm wissen: Er gehört zu den Aposteln und er hat das Matthäusevangelium geschrieben. Und das ist in der Bibel immerhin das erste Evangelium und auch das ausführlichste. Darin erzählt er uns auch von  seiner eigenen Berufung geht. Das allerdings recht kurz und knapp. Dort heißt es: „Als Jesus weiterging, sah er einen Mann namens Matthäus am Zoll sitzen und sagte zu ihm: Folge mir nach! Da stand Matthäus auf und folgte ihm.“ (Mt 9,9)

Ich bin immer wieder verblüfft über diese kurzen und knappen Berufungsgeschichten. Jesus ist wie immer mit einem Pulk von Leuten unterwegs. Er hat gerade vorher einen Gelähmten geheilt und das hat für viel Aufsehen gesorgt. Nun geht er nach Kafarnaum durch das Stadttor. Jesus hat nichts zu verzollen, er kann einfach durchgehen. Und doch: er sieht den Zöllner dort, den Matthäus. Ich stelle mir vor, dass die Blicke der beiden sich treffen und etwas passiert. Was,  wissen nur die beiden, aber es genügt, das Jesus sagt: Folge mir nach! Und Matthäus folgt ihm. Und dieser Augenblick der Begegnung ändert das Leben von Matthäus. Es folgt keine Erzählung einer Bekehrung, einer Sündenvergebung oder dass Matthäus all sein Geld weggegeben hätte, nein. Aber er folgt Jesus nach und gleich entsteht etwas Neues: In der Bibel heißt es weiter:

„ Und als Jesus im Haus des Matthäus beim Essen war, kamen viele Zöllner und Sünder und aßen zusammen mit ihm und seinen Jüngern.“ (Mt 9,10)

Aus der Berufung eines Einzelnen wurde ein Fest für viele. Gut, dass Matthäus uns an seiner Erfahrung teilnehmen lässt – auch wenn er dem ganzen nur zwei kurze Sätze widmet.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=25019
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