SWR2 Wort zum Tag

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oder: gelebter Glaube, ganz praktisch

Von ihr handelt kein Kirchenlied. Martha gehört nicht zu den populären Gestalten des Evangeliums. Sie ist die Schwester des Lazarus und einer Frau namens Maria. Nicht die Mutter Jesu ist gemeint, Maria ist ein geläufiger Name zur damaligen Zeit. Im Lukasevangelium steht die Szene, die das Bild von Martha geprägt hat. Jesus besucht die beiden Schwestern, und während Maria sich zu Jesu Füssen setzt und ihm zuhört, wirbelt Martha umher. Sie kocht, serviert und kümmert sich um die Gäste. Jesus ist nicht alleine, einige seiner Jünger begleiten ihn. Martha hat also alle Hände voll zu tun. Und ihre Schwester rührt keinen Finger. Irgendwann platzt Martha der Kragen, sie protestiert und verlangt von Jesus eine Ansage an ihre Schwester. Doch was passiert? Jesus erwidert ihr: “Martha, Martha, du machst dir Sorge und Mühe um viele Dinge aber Maria hat das gute Teil erwählt, und das soll ihr nicht weggenommen werden.“ Na bravo, wird sich Martha gedacht haben. Jetzt wird ihre Schwester noch dafür gelobt nichts zu tun. Die hörende Maria und die schuftende Martha, diese Schwarz-Weiß-Folie hat das Bild der beiden Schwestern geprägt. Im Gegensatz zu ihrer populäreren Schwester ist Martha das Symbol für die geschäftige Hausfrau, die immer was zu hat und die sich sorgt und abmüht und dabei anscheinend Wichtigeres vergisst. Hausfrauen aller Zeiten hat es mit Recht geärgert wenn sie abgewertet wurden, nur weil der Bibeltext einseitig verstanden wurde. So als sei das alles nur nebensächlich, was sie Tag für Tag leisten. Die dumme Rede davon „nur“ Hausfrau zu sein zeugt bis heute davon. Der Theologe Meister Eckhard hat allerdings schon im 14. Jhdt eine Lanze für die verkannte Martha gebrochen. Sie ist für Eckhard viel vollkommener als Maria. Meister Eckhard sagt: Martha hat das schon hinter sich was Maria gerade erfährt. Martha hat schon viel vom Wort Gottes gehört und verstanden, ihr Glaube ist stark und gefestigt, und das beweist sie jetzt auf ihre Art. Durch ihre Gastfreundschaft. So lebt sie ganz praktisch ihren Glauben. Mitten im Alltag. So gesehen ist Martha der reifere Mensch. Sie arbeitet nicht bloß, ihr Wirken kommt von innen, motiviert durch ihren Glauben. Martha hat so eigentlich nur einen Fehler: sie ist zu ungeduldig mit ihrer Schwester, die noch nicht soweit ist vom Hören zum Tun zu kommen. Martha ermuntert mich einfach das zu leben was ich glaube. Da wo ich bin, da wo arbeite, da wo ich mich erhole. Auf meine Weise.

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