SWR3 Gedanken

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Preisfrage am frühen Morgen! Woher kommt die Redewendung „jemanden unter seine Fittiche nehmen“ ? Ja, ich weiß schon, doofe Preisfrage, wenn sie in einer Kirchensendung gestellt wird, natürlich aus der Bibel! Aber hätten sie es auch gewusst, wenn die Frage woanders gestellt worden wäre? Ich, jedenfalls bis vor Kurzem, nicht.
Ich habe ein interessantes Buch bekommen, in dem Sprüche stehen, die aus der Bibel stammen. Und man glaubt nicht wie viele das sind. Also auch dieser: Jemanden unter seine Fittiche nehmen. Was heißt das eigentlich – Fittich? Fittich ist das alte deutsche Wort für Feder. Und jemanden unter seine Fittiche nehmen heißt ihn behüten, beschützen, ihn unter seine Federn oder Flügel nehmen wie ein Vogel seine Jungen im Nest. Eine schöne Vorstellung und wie gesagt, sie stammt aus der Bibel. Genauer gesagt aus den Psalmen im Alten Testament. Im 61. Psalm betet ein Mann: „Lass mich ruhen in deinem Zelt ewiglich und Zuflucht finden unter deinen Fittichen.“ Dieser Mensch sehnt sich nach göttlicher Geborgenheit. Eine uralte Sehnsucht, die Sehnsucht nach Geborgenheit, so alt wie die Bibel. Mindestens. Spürbar und gelebt nicht nur im religiösen Bereich, sondern bei jeder Mutter, die ihr Kind in den Armen hält, bei jedem Vater, der sein Kind auf den Schoß nimmt. Bei Kranken, die gepflegt, bei sterbenden, die gehalten werden. Bei Liebenden, die einander Schutz, Wärme und Vertrauen schenken. In Familien, in denen man sich wohl fühlen kann wie in einem Zelt bei Regen oder Vögel im Nest. All diese wunderbaren menschlichen Erfahrungen von Geborgenheit können ein Hinweis, eine Ahnung der Erfahrung sein, auf die glaubende Menschen hoffen: Auf die ewige, allumfassende Geborgenheit in Gott. Und wenn man mal erfahren hat, wie schön es ist von einem Menschen unter seine Fittiche genommen zu werden, wie schön muss das erst bei Gott sein? !
https://www.kirche-im-swr.de/?m=2498
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