SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Es geht nichts verloren. Es taucht alles wieder auf. Vielleicht haben Sie diese Erfahrung ja auch schon gemacht. Mir ging es so, als ich in diesem Sommer für den Urlaub packen wollte. Da fand sich in einem Rucksack meine Sonnenbrille, die ich schon seit Monaten vermisst hatte. Da habe ich mich gefreut. Manchmal tauchen aber auch Dinge wieder auf, die nicht so schön sind. 

Nichts geht verloren, - daran habe ich denken müssen, als uns einige Tage später ein befreundetes Ehepaar besucht hat. Der Mann erzählte an diesem Abend von seiner Kinderzeit. Er hatte als Kind eine schwere Zeit erlebt. Es gab Menschen, die hatten ihn damals tief verletzt. Er hat uns ganz offen davon erzählt und wir alle haben gespürt: Diese Verletzungen und Ungerechtigkeiten aus der Vergangenheit sind immer noch da. Er leidet immer noch unter den Dingen, die geschehen sind. Eine Zeitlang kann er sie immer wieder vergessen, aber dann tauchen sie erneut auf und beschäftigen ihn heute noch. 

Da habe ich an den Rucksack gedacht: Es geht nichts verloren. Alles kommt wieder. Auch die bösen 

Erfahrungen lassen sich nicht einfach verdrängen und vergessen. Jeder von uns trägt so etwas mit sich herum. Solche Lasten machen das Leben oft schwer.

Aber ich bin überzeugt, dass ich nicht ein Leben lang unter Dingen der Vergangenheit leiden muss.

Wenn ich in die Bibel schaue, dann lese ich dort immer wieder, wie Jesus Menschen begegnet ist, die eine schwere Last mit sich herumgetragen haben. Jesus geht zu den Menschen hin. Er heilt sie an Leib und Seele und richtet sie wieder auf. Ich denke zum Beispiel an einen gelähmten Mann, den Jesus geheilt hat. Wer weiß, was ihn bedrückt hat. Vielleicht hatte auch er schlimme Erfahrungen gemacht. Vielleicht hatte er sich selbst etwas vorzuwerfen. Als Jesus ihm sagt: Dir sind deine Sünden vergeben, – da fällt die Last von ihm ab. Da kann er wieder aufstehen und neu anfangen zu leben

Mir machen solche Geschichten Mut, dass auch ich von den Lasten der Vergangenheit frei werden kann. Zum Beispiel indem ich mit einem Menschen darüber rede, zu dem ich Vertrauen habe. Ich kann sie auch Gott im Gebet sagen. Ich kann um Vergebung bitten für mich und für die Menschen, die mir Schmerz zugefügt haben. Dann lebe ich freier und unbeschwerter.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=24978
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