SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Wenn ich die Stiftskirche in Kaiserslautern betrete, ändert sich meine Stimmung. Der hohe Raum, die 800 Jahre alten Sandsteinmauern, das milde Licht, die gedämpften Alltagsgeräusche. All das hat seine eigene Atmosphäre, der ich mich nicht entziehen kann.

Sofort dämpfe auch ich meine Stimme, plärre nicht mehr durch die Gegend. Und ich werde langsamer, schlendere, halte inne. Und irgendwann setze ich mich meistens irgendwo auf einen Stuhl und mache gar nichts. Halt nein, das stimmt nicht. Ich mache schon etwas. Ich sehe, höre, fühle. Und ich denke. Natürlich denke ich.

Nicht zielgerichtet, sondern kreuz und quer. An Tante Traudel, die so gerne Kirchenlieder singt, aber nicht mehr weiß, wer ich bin. An den Ärger im Büro, der mir zu schaffen macht. An die kleinen Alltagssorgen und die großen Weltsorgen. Ich denke kreuz und quer.

Und vorne auf dem Altar sehe ich das Kreuz. Das für Jesus Christus steht. Das war einer, der ziemlich kreuz und quer gedacht hat. Der am Kreuz gelandet ist, weil er quer gedacht hat. Und deshalb Heimat ist für die, die sich kreuz und quer fühlen und denken. Und wer tut das nicht von Zeit zu Zeit?

Denk mal. Denk mal kreuz und quer. Das sagt mir diese Kirche. Vielleicht gerade heute. Am „Tag des offenen Denkmals“. Wo viele Kirchen ihre Türen offen halten. Damit Menschen kommen, die Atmosphäre spüren und sich auf sie einlassen. An dies und jenes denken. Kreuz und quer denken.

Und auch wenn Ihre Nachbarkirche kein kulturhistorisches Denkmal ist, ein kirchliches ist sie allemal. Denn alle Kirchen stehen für das „Denk mal“. Denk mal nach über dein Leben. Denk an deine Kreuze. Denke quer zu deinen Kreuzen. Und - denk mal einer an: Gott denkt und fühlt mit dir. So gesehen ist in Kirchen irgendwie immer „Tag des offenen Denkmals“.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=24970
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