Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Der 11. September wird für sehr lange Zeit mit diesem Terrorakt verbunden sein: Die beiden Türme des World Trade Center in New York stürzen ein. Getroffen von Flugzeugen. Fast 3000 Menschen verlieren an diesem Tag ihr Leben.

Was das heißt für alle die, die ihre Liebsten an diesem Tag verloren haben, kann ich kaum nachfühlen. Ich denke mir: Nicht ein Turm, sondern die Welt stürzt an diesem Tag für sie ein. So wie die Welt für alle die einstürzt, die einen Menschen verlieren. Denn da geht viel mehr verloren als ein Mensch. Verloren geht auch das Vertrauen in den Alltag, verloren das Gefühl der Sicherheit, verloren die Hoffnungen und Träume, die man zusammen hatte. Und es kann auch das Vertrauen in einen Gott verloren gehen, der doch angeblich das Leben will.

Doch auch angesichts von einem solchen totalen Verlust, macht auch der Glaube keine falschen Hoffnungen. Ganz im Gegenteil. Schon vor über dreitausend Jahren fasst das ein Dichter in einem Psalm in bewegende Worte: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen […] ich rufe bei Tag, doch du gibst keine Antwort, ich rufe bei Nacht und finde doch keine Ruhe.“ (Psalm 22, 2-3)

Der totale Verlust. Der findet sich auch hier. Aber etwas hat sich der Dichter dieses Psalms bewahrt: Er findet in Gott jemanden, dem er seine Verzweiflung und seinen Verlust entgegenschreien kann. Mehr nicht – aber auch nicht weniger. Der biblische Beter weiß auch: Tod und Unglück gehören zum Leben. Das Leben ist immer gefährdet und zerbrechlich. Aber er ist getragen von der Hoffnung, dass Trauer und Verzweiflung eben nicht das letzte Wort haben werden. Dass der Tod niemals das Ende ist.

Der Dichter des Psalm 22 bietet dafür das Sich-Erinnern an. Er erinnert: „Gott hat auf das Schreien des Armen gehört.“ Er erinnert, wie immer wieder Menschen auf Gott und das Leben vertrauten. Trotz Tod und Vernichtung. Daraus zieht er seine Kraft.

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