Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Wenn ich so mache“ – das kleine Mädchen streckt den Arm aus und zeigt in Richtung ihrer Freundin – „dann kommt da ein Sandstrahl raus: Pfuuu!“ „Und dann mache ich so“ – das andere Mädchen hebt den Arm wie einen Schutzschild – „dann wird hier alles zu Eis. Krrr!“

Ich sitze im Bus und höre dem Spiel der beiden Mädchen zu. Sie müssten neun oder zehn Jahre alt sein. Sie sind leidenschaftlich in ihrer Fantasiewelt unterwegs. Die eine ist eine böse Zauberin in einer Welt aus Eis, die andere eine gute Fee von der Blumenwiese.

Auf einmal sagt die eine: „Und jetzt bin ich allmächtig und kann alles machen, was ich will.“ „Oh ne“, sagt ihre Freundin, „das ist langweilig, da kann ich ja nichts mehr machen.“ Langweilig, denke ich, ist allmächtig langweilig? Gott ist doch allmächtig. Ist also alles langweilig?

Ich glaube, wenn man es falsch versteht: dann ja! Das eine Mädchen versteht es so, dass sie nichts mehr machen kann. Alles ist festgelegt. Nichts, was sie tut, hat eine Bedeutung. Egal, was sie tut, ihr Freundin hat auf alles eine bessere Antwort. Sie hat keine Chance mehr. Wie das Spiel ausgeht, ist klar: Sie verliert.
„Also gut“, sagt das andere Mädchen, „dann bin ich jetzt Wasser und du Feuer.“

Gott ist allmächtig, denke ich, aber wir haben trotzdem noch unser Leben. Ich glaube, dass Gott es zu einem guten Ende führen will. Ich weiß oft nicht, wie er das machen wird. Warum es oft so viele Umwege gibt. Warum schlimme Dinge passieren. Aber ich glaube, wir können in der Welt mitreden. Es ist nicht egal, was wir tun. Wir müssen uns selbst entscheiden und auch mit den Folgen leben.

Allmächtig. Gott traue ich zu, dass er die ganze Sache überblickt. Darauf hoffe und vertraue ich. Und ich arbeite am Happy End mit. So gut ich kann.

„Also gut: hier ist der Wasserstrahl: Psss.“ Das Mädchen streckt den Arm aus und ihre Freundin hat einen Moment nicht aufgepasst. Jetzt hat die gute Fee die böse Zauberin endgültig besiegt. So soll es am Ende sein. Ein Happy End!

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