Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

„Liebst du mich?“, fragt die Frau und schaut ihren Mann erwartungsvoll an. Die beiden haben gestritten. Sie ist verletzt und stellt die Grundsatzfrage.

„Liebst du mich?“ „Also so direkt habe ich jetzt nichts gegen dich“, antwortet der Mann.

Vielleicht ist er ein Schwabe. Von denen sagt man ja, sie wären sparsam. Nicht nur mit dem Geld, auch mit den Emotionen. Aber auch als Nichtschwabe kann ich den Mann irgendwie verstehen. Was soll ich denn auf so eine Frage antworten?

Vielleicht: „Das habe ich dir doch schon tausendmal gesagt. Wie oft willst du es denn noch hören?“ Ich glaube, das wäre auch falsch. Was will eine Frau eigentlich hören, wenn sie fragt: „Liebst du mich?“

Darüber hat sich der Philosoph Bruno Latour auch schon Gedanken gemacht. Und er hat erkannt: Frauen wollen gar keine Information bei dieser Frage. Sie stellen eine Beziehungsfrage. Und da kommen Männer, glaube ich, leicht ins Schwitzen. Über Beziehung und Gefühle reden – das habe ich auch nicht so richtig gelernt.

Deshalb habe ich bei Herrn Latour einen guten Rat für uns Männer gefunden: Wir sollen so antworten, dass unsere Beziehung intakt bleibt. Wir können jedes Mal denselben Satz sagen. Es kommt nicht darauf an, was wir sagen, sondern wie wir es sagen, welchen Ton wir anschlagen.

Ich glaube, bei Gott ist das anders. Diese Beziehung kann nicht gefährdet werden. Zumindest von Gott her nicht. Das ist so wie die Beziehung von Kindern zu ihren Eltern.

Normalerweise zweifeln die Kinder nicht daran, dass ihre Eltern sie lieben. Sie gehen einfach davon. Für sie ist das selbstverständlich.

Und Eltern lieben ihre Kinder ja auch tatsächlich einfach so. Ohne Leistung, ohne dass sie es sich verdienen müssen. Eine Beziehung, die einfach so funktioniert. Auch wenn oft der falsche Ton angeschlagen wird und auch mal die Fetzen fliegen.

Die Beziehung zwischen Gott und uns ist wie die intakte Beziehung zwischen Eltern und ihren Kindern. Ich werde geliebt. Und keine Frage kann mich überfordern.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=24938
weiterlesen...