SWR3 Gedanken

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Meine Tochter Mathilde ist auf einem Kindergeburtstag eingeladen. Ich habe die Eltern vorher gefragt, worüber sich das Mädchen freuen würde. Die Antwort: „Ach, wir haben da so eine Wunschbox im Spielwarenladen in der Stadt. Da findet ihr bestimmt was.“

Ich hab von so einer Wunschbox noch nie was gehört und gehe also los um ein kleines Geburtstagsgeschenk zu besorgen. Und dann bin ich einigermaßen verwundert. In diese Box packen Geburtstagskinder alles aus dem Laden, was sie gerne hätten. Dann können alle, die was schenken wollen in das Geschäft gehen und aus der Box was aussuchen. Das ist wie der Hochzeitstisch bei Brautpaaren.

Geworben wird für diese Idee mit solchen Sätzen wie: „Du feierst bald eine große Geburtstagsparty und Deine Gäste sollen die richtigen Geschenke mitbringen über die du dich besonders freuen wirst?“

Die richtigen Geschenke und besonders freuen. Genau das finde ich an diesen Wunschboxen schwierig.

Die Kinder können ja nur enttäuscht sein, wenn jemand nichts aus der Box schenkt. Und es fällt ihnen wahrscheinlich viel schwerer wertzuschätzen, wenn jemand sich viele Gedanken macht und was Eigenes schenkt. Außerdem ist der Überraschungseffekt völlig weg.

Für mich passt das überhaupt nicht zum Sinn des Schenkens: ich will dem anderen eine Freude machen. Und ich überlege mir genau, wem ich was schenke. Es soll ja zu ihr oder zu ihm passen. Dabei ist es ganz egal, ob es groß oder klein, teuer oder günstig, selbstgemacht oder gekauft ist. Es soll persönlich sein.

Mathilde und ich haben deshalb nichts aus der Wunschbox geschenkt. Wir wissen, dass ihre Freundin Tiere liebt. Sie hat ein Buch mit allen möglichen Tierarten bekommen. Mathilde hat das auch. Und es gefällt Ihr besonders. Ihrer Freundin - Gott sei Dank - auch.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=24916
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